Dr. Reinald v. Meurers

Fond du village

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Dr. Reinald von Meurers

 

Jagd: Tja, Jagen oder nicht, das ist ein Reizthema. Je nachdem, wie man erzogen wurde, wie man in der Schule und den Medien informiert wurde, wie man durch Vorbilder geprägt wurde und heute zunehmend durch Gemeinschaftsdruck in sozialen Medien geformt wird – so ist die Reaktion.
Von Zustimmung zu krasser Ablehnung, ja dem Ausleben übelster Emotionen reicht die Bandbreite.
Ich stelle bewußt die Jagd in meiner Homepage in den Vordergrund, sie hat mein ganzes Leben bestimmt. Meine frühesten Erinnerungen sind ein düsterer Wald, vor dem ich mich fürchtete – und nur der feste Halt der Hand meines Vaters gab mir Sicherheit. Später durfte ich zur Jagd mitgehen, saß als kleiner Lümmel auf dem Hochsitz und versuchte verzweifelt die mir vom Vater gezeigten Rehhäupter im Wald zu erkennen.
Der Jäger sieht sofort das typische dreieckige Haupt im Blattwerk, der Ungeübte sieht nur Blätter. Und grünes Blattgewirr sah auch ich lediglich und sagte dann verzweifelt, „Ja, ich sehe den Rehbock“; nur um den zunehmend ungeduldig werdenden Vater nicht zu enttäuschen.

Dann habe ich ein vergilbtes Schwarzweiß-Foto, wo ich als Sechsjähriger an der Hand meines Vaters stehe – „stolz wie Oskar“ mit dem umgehängten Drilling meines Vaters.

O Tempora o mores – heute würde mein Vater sofort die Waffenbesitzkarte und den Jagdschein verlieren: Weil er seine Waffe, die nur er führen darf, an Unbefugte gegeben hat. Falls die Untere Jagdbehörde es so will, wäre er „dran“…

Na gut, später durfte ich dann auch „jagen“, es gab vom Vater 10 Pfennig für jede getroffene Maus. Es war ein Mäusejahr, überall flitzten die Grauen durch Gänge im Gras. Ein sicherer Stand mit Kugelfang, ein Hocker, ein 22 lfb-kurz Tesching – und ein glückliches Kind.
Das finanzielle Risiko für den Vater war überschaubar, die Trefferquote war gering, die Mäuse feierten weiter fröhliche Urstände. ABER der in jedem Menschen vorhandene Jagdinstinkt war nachhaltig geweckt.
Ohne Jagd und ohne Beute machen hätte es keine Evolution im Zweig der Hominiden zum Homo sapiens gegeben…

Schließlich durfte ich – wieder gegen die Gesetzeslage – mit 14 meinen ersten Rehbock bejagen. Auch hier waren vom weisen Vater deutliche Grenzen gesetzt. Ich durfte lediglich mit dem Flintenlaufgeschoß aus einer Kaliber .410 Flinte jagen.
Das kleine Kaliber aus der Flinte erlaubte nur einen Schuß auf maximal 40 Meter. Tja, und als ungeduldiger Junge auf einen bestimmten alten Rehbock in einer einsamen Waldwiese auf 40 m herankommen, das war fast unmöglich.

So war es dann auch, ich saß morgens und abends unverdrossen auf dem Hochsitz an der Waldwiese, betrachtete sehnsüchtig den am Waldrand auf 100 Meter äsenden Bock; er kam nie in meine begrenzte jagdliche Reichweite.
Irgendwann faßte ich dann Mut und versuchte, ihn anzupirschen. Über die deckungslose Wiese war das zwecklos. ABER es verlief ein Halb Meter tiefer, schmaler Drainagegraben bis in die Nähe des Bockes. Also nahm ich mein vor Aufregung flatterndes Herz in beide Hände und glitt in den flachen Graben und robbte unendlich langsam vorwärts. Im Zeitlupentempo und ohne jemals zu wagen, den Kopf aus der Deckung zu strecken, erreichte ich die mir gemerkte Marke einer hohen krautigen Staude. War der Bock noch da??? Geschreckt hatte er jedenfalls nicht.
Vorsichtshalber blieb ich noch einige Minuten liegen; das bis zum Hals schlagende Herz mußte sich auch beruhigen.

Dann steckte ich gaaaanz langsam in Deckung der Staude den Kopf über den Grabenbrand: JAAA, auf 30 Meter leuchtete es tiefrot vor mir, der breit stehende Rehbock äste friedlich. Nun gaanz vorsichtig die Savage Bockbüchsflinte aus dem Graben in Anschlag bringen und Kimme und Korn übereinstimmend aufs Blatt setzen.
Oh jeh, bei meiner Aufregung tanzte das Korn wie ein Lämmerschwanz auf dem Bock – aber irgendwann stand es auf dem Blatt und ich zog den hart stehenden Abzug durch. Der Bock stürmte davon und lag nach dreißig Metern Flucht mausetot auf der Wiese – und ein Junge war sooooo glücklich, wie es kaum eine andere Handlung geschafft hätte.
Mein Vater staunte und freute sich natürlich auch, er hatte nicht erwartet, daß meine frühen jagdlichen Ambitionen zum Jagderfolg führen würden.
Durch diese Erlebnisse wurde ich zum unermüdlichen Jäger geprägt – und das bin ich noch heute – aber immer mit Respekt vor dem Wild und dem ungebeugten Willen, es auch zu verwerten. Für die Küche oder als Erinnerungsstück. Nun lieber Leser, liebe Leserin können Sie mich kreuzigen – oder schmunzeln…….