Mehr Einsatzmöglichkeiten bei großkalibrigen Waffen durch Reduzierhülsen und Preßladungen

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Mehr Einsatzmöglichkeiten bei großkalibrigen Waffen durch Reduzierhülsen und Preßladungen

Reduzierhülse
Leisr Knall mit .460 Weatherby Magnum Reduzierpatrone
Blauducker Südkamerun
Philantomba monticola
Reduzierhülse
Pinselohrschwein

Mehr Einsatzmöglichkeiten bei großkalibrigen Waffen durch Reduzierhülsen und Preßladungen:

Besitzer großkalibriger Waffen müssen meistens stöhnend weitere Gewehre ins Ausland mitnehmen, um auch auf kleinere Wildarten jagen zu können.
Als Lösung bieten sich für Wiederlader reduzierte Pulverladungen und leichtere Geschosse an. Allerdings sind dieser Möglichkeit Grenzen gesetzt durch die ballistischen Bedingungen.
Ab einem gewissen Mindestgewicht erhält das Geschoß keine Stabilisierung mehr auf seiner Flugbahn, es streut wie eine Gießkanne. Das individuelle Mindestgewicht muß man ausprobieren, jeder Lauf “verdaut” gleiche Geschosse anders.
Bei der Pulverladung wird es heikel, da durch die vorgegebene Hülse ein relativ großer Raum vorgegeben ist. Unterschreitet die Pulvermenge ein gewisses Volumen, kommt es beim Zünden durch unterschiedlich schnellen Pulverabbrand zum sogenannten “secondary explosion effect “, die Pulvergase erzeugen keinen gleichmäßigen Druck, der das Geschoß in den Lauf treibt, sondern einen stark erhöhten Explosionsdruck, der bei Verwendung von deutlich weniger Pulver paradoxerweise zu Waffensprengungen führen kann.

…Ausweg Reduzierhülse – oder Preßladung…
Seit längerem werden Reduzierpatronen, oder besser gesagt Reduzierhülsen, für Langwaffen angeboten. Ihr Prinzip liegt in der Verwendung von kleineren Serienpatronen, meist für Faustfeuerwaffen, in Langwaffen mit dem gleichen Geschoßdurchmesser.
Bei der Reduzierhülse wird in eine Stahlhülse mit den äußeren Abmessungen der Originalpatrone des Gewehrs eine bündig abschließende Kammer für die im Geschoßdurchmesser in den Lauf passende Einschubpatrone gefräst.
Beim Schuß wird die Kugel der kleinen Einschubpatrone durch den Lauf des Gewehres getrieben und bekommt so ihre Führung. Die Kugel fällt wegen ihrer geringeren Pulverladung stärker als die Originalpatrone und verliert durch Freiflug und Gasschlupf vom Patronenhals bis zum Eintritt in die Züge gelegentlich an Präzision. Daher liegt ihr Einsatzgebiet überwiegend im Bereich bis fünfzig Meter, sie wird hauptsächlich zum leisen Schuß auf Schädlinge oder Niederwild und zu Übungszwecken genutzt.
Diese Reduzierhülsen gibt es serienmäßig nur für Gewehre, deren Kaliber gleiche Geschoßdurchmesser wie gängige Faustfeuerwaffen oder .22 er Kaliber haben. Diese kleineren Patronen sind:
Für die Kaliber 5,6 :
Einschubpatrone in Reduzierhülse :
.22 Lfb, .22 Mag., .22 Hornet.
Für die folgenden 30 er Kaliber:.30 06 / .30 30 /.300 Win.Mag. /.300 Weath.Mag. /.300 H&H.Mag. /.303 British / .308 Win. / 7,62 x53 R : Einschubpatrone in Reduzierhülse :
.221/.222 Rem, .222 Rem.Mag., .224 Weath Mag., sowie 7,65 und .30 Carbine
Auch für die bewährten 8 mm Kaliber 8 x57 I / S / IR / IRS kann man .32 S&W long in die Reduzierhülsen laden.

Der Nachteil bei Kurzwaffenmunition ist die Notwendigkeit einer in die WBK eingetragenen Faustfeuerwaffe in dem entsprechenden Kaliber, um Patronen für die Reduzierhülse kaufen zu können. Und im auisland wird man sie nur in wenigen Fällen mitführen dürfen.

…Erweiterung der Einsatzmöglichkeit großkalibriger Waffen…
Eine weitere Einsatzmöglichkeit besteht bei großkalibrigen Waffen, die man mit Reduzierhülsen sehr leicht zu hervorragenden Universalwaffen erweitern kann. Dies spart nicht nur Gewicht beim teuren Übergepäck im Flugzeug, da auf ein zweites Gewehr in kleinerem Kaliber verzichtet werden kann, sondern bietet vor allem wegen der im Ausland gelegentlich gebotenen geringeren Beunruhigung des Wildes durch Schüsse große Vorteile.

Der Knall gängiger Büchsenpatronen trägt im Urwald zwei bis vier Marschstunden weit, wobei Großkaliber noch weiter hallen.
Der dumpfe, leise Knall der Reduzierpatronen klingt wie einer der vielen morschen Äste, die täglich abbrechen und verhallt nach einem Kilometer.

Reduzierhülsen für Großkaliber:
…357 Magnum Patronen nehmen nur die Treibladung auf…
Reduzierhülsen sind Stahlhülsen, die nach den Maßen einer abgefeuerten Patrone gedreht und von hinten so aufgebohrt werden, daß .357 Magnum Revolverpatronen bündig abschließend hineinpassen. Diese .357 Magnum Hülsen dienen nur zur Aufnahme der Treibladung, sie enthalten kein Geschoß.
Die Bohrung wird in dem Durchmesser der .357 Magnumhülse weiter bis fast zum Patronenhals durchgeführt, wo sie sich im letzten halben Zentimeter auf das Kaliber der Basiswaffe erweitert.
Dort wird ein leichtes Geschoß im Durchmesser des Gewehrlaufs eingesetzt. Somit entsteht kein Freiflug und Gasschlupf, das Geschoß tritt gleich in die Züge ein.

…Geschosse müssen kalibergenau sein…
Bei .460 Weatherby Magnum und .458 Winchester Magnum nahm ich ein Bleigeschoß im Revolverkaliber fünfundvierzig. Dies ist allerdings etwas unterkalibriert, es fehlen sechzehn Hundertstel, was Gasschlupf und Streuung bewirken kann.
Man muß also entweder paßende Geschosse gießen oder die Fünfundvierziger Geschosse verkupfern oder durch Stauchung in einer Kalibrierhülse – zur Not vorher im Schraubstock – im Durchmesser leicht erweitern.
Das Hornady Teilmantelgeschoß 185 grs XTP kann man auch mittels einer Kniehebelpresse und passender Formen exact umformen. Es wirkt besser als das simple Bleigeschoß.
Das klingt kompliziert, ist aber für Wiederlader, die man im Freundeskreis finden kann, ein Kinderspiel. Man sollte aber zur Verwendung in Deutschland die Bestimmungen des Waffengesetzes beachten.

…Ladedaten für .460 Weatherby M Reduzierhülsen…
Mit elf grains Du Pont siebenhundert X hat man zum Beispiel für ein zweihundert grains Wadcuttergeschoß den gleichen Haltepunkt, wie bei den normalen .460 Weatherby Patronen. Immerhin beschleunigt diese Treibladung das Geschoß auf eine Anfangsgeschwindigkeit von rund vierhundert Meter pro Sekunde. Schneller als rund 450 m/s darf die Kugel bei weichem Blei auch nicht sein, sonst schneiden die Züge durch das Metall, und das Geschoß wird in den Zügen nicht mehr in die für die Präzision nötige Drehbewegung versetzt.
Das 13 Gramm Geschoß hat damit nach der Formel (Energie = 0.5 x Quadrat der Geschwindigkeit x Geschoßmasse in Kilogramm) eine rechnerische Eo von rund 1040 Joule. Das ist nicht sehr viel, wirkt aber bei dem großen Querschnitt von 11,5 Millimeter sehr effektiv. Ein rund 120 Kilogramm schwerer, starker Keiler – Riesenwaldschwein – wurde auf 80 Meter vom ersten Geschoß hinter dem Blatt durchschlagen, das zweite etwas schrägere steckte auf der anderen Körperseite unter der dünnen Schwarte. Bei zehn Peters Duckern ergaben die Bleibatzen auf 15 – 30 Meter jedesmal Durchschuß, wenn die gut 25 Kilogramm schweren Schopfantilopen breit standen.
Ich führe immer drei Reduzierpatronen, die sich aus V 2 A Stahl gefertigt, von den Normalpatronen abheben, bei mir. Nach dem Schuß wird die Hülse wie ein Vorderlader neu geladen, wobei von hinten eine .357 Magnum Hülse mit der Treibladung eingeschoben wird. Diese ist mit einem Filz verschlossen und mit Bienenwachs versiegelt. Bienenwachs ist elastisch und schließt auch bei großen Temperaturschwankungen die Treibladung dich ab, so daß keine Feuchtigkeit durch Haarrisse eindringen kann.
Von vorn wird ein Wadcuttergeschoß aufgesetzt, schon ist die neue Patrone geladen.
…selbst Schrot aus der Repetierbüchse…
Statt der .357 Magnum Hülse kann man auch die Schrotpatrone im Kaliber .38 mit immerhin elf Gramm Schrot laden. Auf fünf bis zehn Meter eignet sich die großkalibrige Waffe so hervorragend für Kleinwild.
Ich habe in Kamerun öfter Perlhühner mit der .460 Weatherby Magnum gestreckt.
…Ladedaten für .375 H & H M…
Eine .375 Holland und Holland Magnum Waffe kann man auf die gleiche Weise mit einer Reduzierhülse führen, man nimmt als Geschoß allerdings eine gestauchte und auf .375 H & H Magnum kalibrierte, sieben Gramm schwere Vorderlader Kugel im Kaliber .36 und für die Treibladung neun bis zehn grains Hornetpulver. So erhält man eine Vo von rund 500 Meter pro Sekunde, die auf fünfzig Meter einen Tiefschuß von vier Zentimetern, auf fünfundsiebzig Meter von zwanzig Zentimetern erzeugt. Durch die hohe Anfangsgeschwindigkeit kann es zu Ausreißern beim Schußbild kommen. Wichtig ist die Verwendung härterer Bleigeschosse wegen der Vo von rund 500 m/s, damit die Züge das Blei nicht durchschneiden.
Die Eo würde 875 Joule betragen.

…Schalldruck ist gering…
Die Beunruhigung von anderem Wild durch diese Schüsse ist sehr gering, da nur ein Schalldruck von fünfundneunzig Dezibel dB(A)erzeugt wird, während die Originalpatrone über hundertzwanzig Dezibel hervorruft. Eine Senkung um zehn Dezibel wird subjektiv wie eine Halbierung des Geräusches empfunden, daher ist eine Senkung um fünfundzwanzig Dezibel sehr hoch.

…der Einsatzbereich der Großwildwaffe ist erweitert…
So kann man mit der Großwildwaffe billige, und vor allem erheblich leisere Patronen mit geringerer Energie zum Üben, für Fangschüsse oder für kleineres Wild balgschonend verschießen. Leider werden bei den “Exoten”, wozu in Deutschland großkalibrige Waffen zählen, serienmäßig keine Reduzierhülsen hergestellt, obwohl bei diesen Kalibern Bedarf gegeben wäre.

…Versuche mit fertigen Einsteckpatronen…
Eine zuerst für .458 Winchester Magnum gefertigte Reduzierpatrone, in welche die serienmäßige .45 Colt Revolverpatrone von hinten geladen wurde, bewährte sich nicht.
Erstens war die Wandstärke der Reduzierhülse im Bereich der Ein-kerbung für die Auszieherkralle sehr dünn und könnte dort abreißen. Im Ausland würde das Entfernen der dünnen Resthülse ohne einen verlängerten Gewindeausdreher sehr schwierig werden, die Waffe wäre nicht mehr funktionsfähig.
Zweitens ist die Präzision nur auf fünfzig Meter ausreichend, da das Originalgeschoß im Kaliber .45 etwas unterkalibriert ist und somit bei fehlender Führung zu viel Gas an dem Geschoß vorbeigeht.
Und das Mitführen von Revolverpatronen im Ausland wäre nur in wenigen Ländern erlaubt.

Preßladung:
Das ist eine andere, simple Möglichkeit, mit geringem Knall kleineres Wild zu erlegen. Hier wird durch eine Preßladung von Maismehl auf die Pulvermenge der „secondary explosionary effect“ verhindert. Mit 20 grs N110 geladene Hülsen, auf die dann Maismehl fest eingefüllt wird und das Hornady 185 grs XTP Geschoß eingepreßt wird, erhält man für .460 Weatherby eine prima Reduzierladung.
Gelbrückenducker (80 kg!) seitlich aufs Blatt 25 m Durchschuß! Flucht höchstens 20 m, meistens liegen sie im Feuer!

Daten stärkere Preßladung für .375 H&H M – RWS-Hülse: Primer CCI 250, N130 60 grs Pulver, Sierra 200 grs-Geschoß + Maismehl-Preßladung: Auf 50 m fällt sie 8 cm und streut 5 cm, auf 100 m fällt sie 15 cm und streut 8 cm!