Gamsblindheit – Infektiöse Keratokonjunktivitis
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Gamsblindheit – Keratokonjunktivitis
Die ansteckende Erkrankung wird von Schafen und Ziegen auf Gams und Steinbock übertragen. Das auslösende Bakterium Mykoplasma conjunctivae ist in der Veterinärmedizin bekannt. Andere Mykoplasmen lösen auch bei Rindern Lungenerkrankungen aus. Beim Menschen werden Lungenentzündungen und Harnwegsinfektionen ausgelöst, die man mit Erythromycin oder Azithromycin behandelt. Harnwegsinfektionen durch Mycoplasma, werden mit Clindamycin oder Doxycyclin therapiert.
Beim Gamswild in den Alpen und in den Pyrenäen kommt es immer wieder zu Seuchenzügen, welche dann für einige Jahre eine Teilimmunität bewirken. Man erkennt die erkrankten Tieren an eitrig verklebten Lichtern und oft einem Eiterstreifen vom Licht zum Kiefer. Hier fällt auch oft die Behaarung aus.
Todesfälle sind in den Pyrenäen selten, meistens heilt die Augeninfektion nach einigen Wochen ohne Folgen aus, manchmal bleiben leichte Hornhauttrübungen zurück, selten kommt es zu dauernder Erblindung.
In 2016 waren geschätzt 90 Prozent des Bestandes in meinem Jagdgebiet in den Westlichen Pyrenäen befallen, in 2017 fast alle beobachteten Stücke gesund. Die Übertragung erfolgt von Stück zu Stück, sicherlich auch durch Fliegen, die auf der Eiterstraße Erreger aufnehmen.
Befallene Stücke können ohne Gefahr verwertet werden. Die diskutierte Zoonose (Erkrankung, die vom Tier auf den Menschen überspringt) besteht wohl nicht, da die beim Menschen wirkenden Mykoplasmen andere Erreger sind.
Auf dem ersten Bild eine neunjährige Gamsgeiß, die auf beiden Lichtern völlig blind wurde, sie sind milchig durchgehend trüb.
Auf dem zweiten Bild eine Gamsgeiß mit akuter Infektion, man sieht sehr deutlich den Sekretfluß vom Licht abwärts.