Schlaf ist die beste Medizin

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Alzheimer

Alzheimer Erkrankung wird stetig weiter erforscht: Schlaf ist die beste Medizin

Der Volksmund und die Volksmedizin haben viele Weisheiten parat, die sich oft bei wissenschaftlicher Überprüfung als sehr fundiert erweisen.
So hat sich jetzt der alte Spruch “Schlaf ist die beste Medizin” wieder bestätigt, wie in Science im August 2013 berichtet.
Die Autoren der Neurochirurgischen Abteilung der Universität von Rochester-USA und des Langone Medical Center, New York experimentierten mit Mäusen und untersuchten die Durchströmung des Gehirns im Wach- und Schlafzustand.
Zwischen den Zellen gibt es leeren Raum, genannt Interstitiellen Raum, dessen Bedeutung und Aufgabe in der Anatomie immer noch weitgehend unerforscht ist.
Nun fanden die Forscher durch Gabe von markierten Substanzen, daß sich im Schlaf diese Zwischenräume erweitern, in denen auch eine spezielle Körperflüssigkeit zirkuliert.
Im Gehirn zeigt es drastische Wirkung, so eröffnen sich diese Zwischenräume im Schlaf 60 Prozent mehr und schaffen einen überaus stärkeren Austausch zwischen Gehirnflüssigkeit und dadurch den Abtransport von Beta-Amyloid-Eiweiß aus dem Gehirn in das allgemeine Kreislaufsystem.
Die Forscher erklären dieses Auswaschen von Eiweiß-Abfallstoffen als eine Möglichkeit, für die regenerierende Wirkung ausreichenden tiefen Schlafs.

(Bisher weiß man schon, daß sich Beta-Amyloid-Einlagerungen stark vermehrt bei Alzheimer Patienten finden. Personen mit gestörtem Schlaf wie bei Nachtschichtarbeit haben ein deutliches Risiko an Alzheimer und Demenz zu erkranken)

Kann hier auch eine Erklärung für die ausgleichende Therapie von Streß und Burn-Out durch Entspannungsübungen wie Autogenes Training, Yoga etc. gefunden werden?

Also ran Ihr Forscher, man müßte den Mäusen mal Yoga beibringen – oder Autogenes Training und wissenschaftlich belegen, wie das Formeldenken denn wirkt: ” Meine Arme und Beine sind warm und schwer, ich bin ganz ruhig, es atmet mich, mein Herz schlägt fest und gleichmäßig, etc”.  😉

Das Autogene Training hat viele positive Auswirkungen. Die aufgestauten Streßhormone Adrenalin /Noradrenalin etc. werden durch die Aktivierung des Parasympathikus Nervensystems abgebaut, man findet wieder zur Ruhe.

“In der Ruhe liegt die Kraft”

Wenn Sie nun diese Übungen der Grundstufe regelmäßig durchführen und die Veränderungen an ihrem Körper spüren, kann man in die Phase der formelhaften Vorsatzbildung und später die Oberstufe weitergehen.

So kann man Anforderungen bewältigen, vor denen man vor dem Autogenen Training Angst hatte.
Man muß sich dann noch zu den Formeln im geist vorsagen z. B. “Der Termin ist nicht schlimm, ich schaffe das” oder Ähnliches.
Erhöhter Blutdruck sinkt, die Hautdurchblutung steigt.

Eine streßbedingte Ermüdung wird durch Frische und erneuerte Spannkraft ersetzt.

Kurze Übungen zur Entspannung kann man mehr oder weniger zwischendurch unauffällig im Kutschersitz durchführen und sich so die Energie bewahren.

In einem meiner Kurse diskutierten wir die Brauchbarkeit des Autogenen Trainings bei Kindern (Hyperaktivität), und ich berichtete, daß es auch von Jugendtherapeuten erfolgreich eingesetzt wird.
Ein Teilnehmer versuchte dann, das eben Gelernte bei seinen acht-zehnjährigen Kindern anzuwenden.
Bei der zweiten Sitzung gab er es auf, nachdem seine Kinderchen unisono ausriefen “Nicht schon wieder Papa”……….

Ich empfehle, in der „Kutscherhaltung“ zu üben. Dies war die in sich zusammengesackte Haltung des Droschkenkutscherfahrers oben auf dem Kutschbock, der entspannt auf Kunden wartete.
Man kann sie überall im Alltag einnehmen. Sich zur Entspannung hinzulegen ist schon schwieriger, da ruft der Nächste eventuell erschrocken die 112 an und meldet eine bewusstlose Person, und die „Retter“ kommen begeistert geeilt……

Beim Autogenen Training findet man den Zugang zum autonomen Nervensystem, beeinflusst es positiv und neutralisiert so Streßhormone.
Das autonome Nervensystem ist der vom Willen und Bewußtsein normalerweise getrennte Bereich (Schlagwort Sympathikus-Nerv = aktivierend, Bereitstellung von Adrenalin zu schneller körperlicher Aktion. Parasympathikus-Nerv = in der Erholungsphase überwiegend = Schlaf).
Autonomes Nervensystem steuert die glatten Muskelzellen, die man nicht willkürlich beeinflussen kann: Blutgefäß-Erweiterung-Verengung, Herzmuskel, Atemmuskulatur, Darmmuskeln.
Um die Gefäße liegt eine Schicht, die Erröten, Schweißausbruch, Hauterwärmung oder kalte Füße bewirkt.

Man versucht nun durch bequeme, entspannte (es sollen keine Muskeln angespannt / verkrampft sein!) Kutscherhaltung – mit geschlossenen Augen ohne stärkere Umgebungsgeräusche – mit dem geistigen Auge auf den rechten Unterarm, die rechte Hand zu schauen. Dazu sagt man sich im Geist die Formel vor:
Ich bin ganz ruhig. Mein rechter Arm ist ganz schwer, mein rechter Arm ist ganz warm.
Im Idealfall fühlt man, wie die festen Umrisse des rechten Arms verschwimmen. Man hat das Gefühl der Arm schwillt an, er schwebt in einer Manschette oder wird leicht taub. Das ist das Zeichen, daß die Bahnung vom willentlichen Nervensystem zum unbewußten – autonomen – Nervensystem eintritt.

(Durch diese Bahnung wird eine Rückkoppelung erzielt, die Streßhormone abbaut und zur angestrebten Entspannung führt. Man kann es messen: Die Hautdurchblutung steigt, damit ebenfalls meßbar die Temperatur.
Dies ist ähnlich zu der Entspannung durch Sauna, Hammam, Schwitzbäder oder Kneippsche Anwendungen.

Nun schaut man mit seinem geistigen Auge auf beide Arme und Beine und denkt „Meine Arme und Beine sind warm und schwer“

So ist das Autogene Training auch bei Durchblutungsstörungen hilfreich. Neulich wollte ich vor einem nächtlichen Notdienst vorschlafen, hatte aber eiskalte Fußsohlen.
Dies wird häufig bedingt durch eine nahende Schlechtwetterfront bei niedrigem Blutdruck.
Also habe ich intensiv die Wärmeübung gemacht und mit meinem „Geistigen Auge“ vom Oberschenkel zu den Füßen geschaut und mir die Formel, „meine Beine, meine Füße sind ganz warm und schwer“ gedacht. Und- wie schön, die Fußsohlen wurden warm und fühlten sich auch warm an.

Ebenso hilft das Autogene Training gegen Wadenkrämpfe. Auch hier muß man sich ganz intensiv immer wieder die Formeln „Meine Beine sind ganz warm und schwer“ denken und mit dem geistigen Auge auf die krampfdurchfluteten Abschnitte schauen. Die furchtbar schmerzhaften Wadenkrämpfe lassen bald nach! Viel schneller als nach Magnesium-Einnahme.

Ein häufiges Zeichen von negativem Streß ist die Unfähigkeit, sich konzentrieren zu können, sowie Stirnkopfschmerz und schnelle Ermüdung.

Auch hier ist das Autogene Training hochwirksam, nicht umsonst wird AT auf Englisch „Self Hypnosis“ genannt.
Man sagt sich nach den üblichen Entspannungsformeln motivierende Sätze vor und kann so eine positive Stimmung erzeugen, die Angst oder Verkrampfung, die zur Müdigkeit und Konzentrationsschwächge führt, wegnehmen.

Was gibt es sonst an interessanten Forschungen?
Forscher um Elena Martinez-Lapiscina von der Universität in Pamplona untersuchten in der PREDIMED-Studie mit über 1.000 Personen im Alter von 74 Jahren die Wirkung von einem Liter Olivenöl/Woche, oder in der Nußgruppe 15 Gramm Walnüsse, 7,5 Gramm Mandeln und 7,5 Gramm Haselnüsse pro Tag gegenüber der Kontrollgruppe mit unveränderter Ernährung.
Wie in Spanien zu erwarten, schnitten die Olivenölnutzer in der nachfolgenden gründlichen neuropsychologischen Untersuchung besser als die Nußgruppe und diese deutlich besser als die Normalesser ab.

Also ran ans Olivenöl (Nußöle sollen noch besser sein) und regelmäßig Nüsse essen..

Wie deutlich sich regelmäßig körperliches Training auf den Geist auswirkt, wurde in einer finnischen Langzeitstudie bei fast 20.000 Teilnehmern von 1971 bis 2009 beobachtet. Schwindeln konnten die Teilnehmer/innen nicht, regelmäßig wurde die Fitness auf dem Laufband kontrolliert.
Die Rate einer Demenz war in der höchsten Fitnessgruppe (von fünf Graden) ein gutes Drittel geringer als beim niedrigsten Fitnessniveau („Annals of Internal Medicine“, Bd.158, S.162).

Dies bestätigen auch eine ganze Reihe von Studien mit hoher Teilnehmerzahl. Ronald Petersen, Direktor des Alzheimer Forschungszentrums an der Mayo Klinik: „Regelmäßige körperliche Aktivität ist nach derzeitigem Wissen vermutlich die beste Alzheimerprävention

Habe ich aber als Normalbürger in hektischem Arbeits- und Freizeitleben genug Zeit dafür?

Ja: Treppe statt Laufband!
Intervalltraining heißt die magische Formel:
Wenn Sie eine kurze, vierminütige starke Anstrengung am Tag auf sich nehmen, steigt Ihre Ausdauerleistungsfähigkeit um zehn Prozent, der Blutdruck sinkt um sieben Prozent (!!!), der Blutzucker sinkt um fünf Prozent.
Also sechs bis ? Treppen steigen, konsequent den Fahrstuhl links liegen lassen – es sei denn, es stehen konkrete Erkrankungen dagegen. Und schön den Handlauf nutzen, damit man nicht stürzt.
Das Fragezeichen steht bewußt bei der Zahl der Etagentreppen. Sie werden nämlich bald merken, daß die Pumpe nicht mehr so stark rast, Sie müssen sukzessive weitere Treppen für die Fitneß und Ihre Gesundheit erklimmen!
Und beim echten Intervalltraining bringt man die Pumpe schnell auf Hochtouren, macht dann eine kurze Pause, bis der Puls wieder gesunken ist und man wieder durch die Nase Schnaufen kann, und belastet dann erneut maximal…
So kann man in kurzer Zeit eine maximale positive Wirkung auf Herz-Kreislauf, Gehirn und Stoffwechsel erzielen.

Und summa summarum zurück zur Volksweisheit: Schon der berühmte Vater aller Ärzte: Hippokrates, predigte, daß man sich einmal am Tag bis zum Schwitzen anstrengen solle – damals auch Volksmedizin………

Alles Gute
Ihr Dr.med. Reinald v. Meurers

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