Zeckenstich -Wieder erreichten mich mehrere Anfragen zur Zeckenstichproblematik – also schicke ich hiermit wieder eine Information zur aktuellen Lage:
Bedingt durch den langen und relativ strengen Winter ist die Natur jetzt über Ostern wunderschön allerorten aufgeblüht – ja förmlich explodiert. Die armen Heuschnupfen- und Asthma-geplagten Menschen sehen das mit sehr weinenden Augen und Atemnot, aber alle Insekten kriechen begeistert und voller Tatendrang, Hunger und Durst aus ihren Verstecken. Sie haben nun in den Drüsen um ihre Beißwerkzeuge besonders viele Sekrete angesammelt, die sie bei ihrem Stich einspritzen.
Gefährlich sind die Zecken, da sie eine Reihe von Krankheitserregern tragen KÖNNEN – nicht regelmäßig haben…
Nun wird in den Medien gezielt die Angst vor durch Zecken übertragene Erkrankungen geschürt.
In unseren Breiten besteht die Gefahr an der FSME zu erkranken –inzwischen auch in Teilen des Rhein-Main Gebietes.FSME-Früh-Sommer-Meningo-Enzep
ABER – die Viren leben nur in bestimmten Regionen – UND die Zecken in diesen Regionen sind nur zu einem geringen Teil befallen – UND die Erkrankung wird nur bei einem Teil der Zeckenstiche weitergegeben – UND sie verläuft meistens harmlos.Die Definition eines Risikogebietes ist seit 2007 sehr großzügig gestellt:
Robert Koch Institut: Ein Kreis wird als FSME-Risikogebiet definiert, wenn die Anzahl der übermittelten FSME-Erkrankungen im Zeitraum 2002 bis 2006 im Kreis ODER in der Kreisregion (bestehend aus dem betreffenden Kreis sowie allen angrenzenden Kreisen) signifikant (p < 0,05) höher liegt als die bei einer Inzidenz von 1 Erkrankung pro 100.000 Einwohner erwartete Fallzahl.
(Auf gut Deutsch – salopp: Ihr Risiko überfahren zu werden, ist wesentlich größer…)
Da die FSME eine Viruserkrankung ist, kann man sich gegen sie impfen lassen – und dafür wird von allen Seiten fleißigst geworben.
ABER jede Impfung hat Wirkung und Nebenwirkung – und die Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen sind bei der FSME-Impfung besonders hoch. In jedem Fall sind sie so stark bei Kindern, dass vor Jahren selbst die erzkonservative Bundesärztekammer vor der FSME-Impfung bei Kindern warnte. Inzwischen ist der Impfstoff zwar verträglicher geworden, trotzdem würde ich meine Kinder nicht gegen FSME impfen lassen.
Die Hauptgefahr bei einem Zeckenstich ist in jedem Fall NICHT die „Zeckenbißkrankheit“ FSME, SONDERN die Infektion mit Borrelien-Bakterien:
In USA wird sie Lyme-Erkrankung genannt, bei uns Borreliose.
Unklare allgemeine Beschwerden wie leichte Temperatur-Erhöhungen, Kopfschmerz, Gelenk-Beschwerden, chronische Müdigkeit, führen oft zu einer Odyssee von Arzt zu Arzt und schließlich in einigen Fällen zu Arbeitsunfähigkeit, wenn der untersuchende Arzt nicht an eine “Lyme” Krankheit oder Borreliose denkt.
Interessant, um die Häufigkeit der Erkrankung abzuschätzen war die Erweiterung der gesetzlichen Meldepflicht für Infektionskrankheiten in Brandenburg nach dem Bundes-Seuchen-Gesetz im November 1996. Das führte erstmals für Deutschland zu konkreten Daten.
1997 wurden 455 Erkrankungen in Brandenburg angezeigt, und damit gehörte Lyme-Borreliose zu einer der häufig gemeldeten Infektionserkrankungen. Hochgerechnet ergaben sich 18 Erkrankungen auf 100.000 Brandenburger.
Lyme-Borreliose:
Die Erreger kommen hauptsächlich in Zecken bei Mäusen, Spitzmäusen und Igeln vor. Die Schildzecke der Gattung Ixodes ricinus, auch Gemeiner Holzbock genannt, ist der Überträger.
Sie krabbelt in Bodennähe auf Grashalmen, Kräutern, niederem Buschwerk umher und sucht dort nach Opfern. Höhen über 1.000 Meter meidet sie.
Der Holzbock hat klitzekleine Vorstufen, die sogenannten Nymphen. Diese sind besonders heimtückisch, da man sie kaum sehen kann und den Stich nicht oder spät bemerkt.
Nun bedeutet nicht jeder Stich einer Schildzecke die Übertragung von Borrelien in ausreichender Menge, um die Lyme-Krankheit auszulösen.
Die Gefahr einer Bildung von Abwehrstoffen im Blut liegt bei einem bis zu sechs Prozent, die Gefahr der Erkrankung bei 0,3 bis 1,4 Prozent. Selbst wenn man Borrelien durch den Stich übertragen bekam, beträgt die Erkrankungsgefahr nach einer Tübinger Studie rund 16 Prozent.
Leider macht es wenig Sinn, eine Zecke, die zugestochen hat, aufzuheben und dem Medizinmann zur Untersuchung auf Borrelien zu übergeben. Auch durch Zecken mit fehlendem Borrelien-Befund sind Lyme-Krankheit übertragen worden!
Was tun? Bei Zeckenbefall in jedem Fall so schnell wie möglich das Mistvieh entfernen. In der freien Natur am besten mit einer spitzen Zange oder einer Pinzette dicht an der Haut fest greifen und mit einer kurz drehenden Bewegung, egal ob nach links oder rechts, abziehen. Wenn der Kopf steckenbleibt, macht das im Allgemeinen nichts, er fällt spätestens nach einigen Tagen ab.
Die überwiegend im Darm der Zecke lebenden Bakterien werden erst am Ende des Saugvorgangs (1-2 Tage) in den Körper des Opfers gepumpt. Wenn die Zecke also gleich entfernt wird, ist das Risiko gering.
Wie äußert sich die Lyme-Borreliose?
Achtung – der Stich ist fast immer rot – jetzt zu Beginn der Zeckensaison dank der starken Sekretbildung der Viecher knallrot – das ist eine normale Reaktion.
Die Borrelieninfektion tritt eigentlich erst nach 14 Tagen auf:
Dann ist die Stichstelle blaß – ABER um sie herum bildet sich ein blaßrosa Ring, der in den Folgetagen nach außen wandert – im Fachchinesisch der Mediziner “Erythema chronicum migrans” genannt. Der Volksmund sagt schlicht und treffend: „Wanderröte“.
Leider ist dieses Zeichen diskret und tritt auch nur in der Hälfte der Infektionsfälle auf.
Bei der anderen Hälfte der Erkrankten zeigen sich grippeähnliche Beschwerden mit Fieber und Gliederschmerzen.
JETZT ist es Zeit, zum Hausarzt zu gehen und ihm vom Zeckenstich (die sticht nämlich mit ihrem „Bohrturm“ – beißen kann sie nicht) zu berichten.
Dann macht der Hausarzt einen Bluttest – und wenn der Antikörper gegen Borrelien nachweist, DANN gibt es ein Antibiotikum…
Es ist auch für den Mediziner schwierig, die Krankheit zu erkennen, da es kein eindeutig ablaufendes Krankheitsbild gibt. Bei unklaren rheumatischen Beschwerden sollte man den Arzt daher immer über zurückliegende Zeckenbisse informieren. Er kann dann über Blutuntersuchungen den Nachweis einer Borrelien-Erkrankung führen und rechtzeitig mit dem Antibiotikum Doxycyclin behandeln, bevor die Organe befallen oder unwiderruflich geschädigt sind.
Zecken-Biß, oder korrekter ausgedrückt Zecken-Stich – was nun?
Die Art der Zeckenentfernung ist entscheidend für den Grad der Aufnahme von Borrelien in den menschlichen Körper. Nur eine gewisse Zahl von Erregern kann den Körper krankmachen, kleinere Mengen werden von den körpereigenen Abwehrstoffen vernichtet.
Früher gegebene Tips wie Bestreichen der ganzen Zecke mit Nagellack, Kleber und Öl sowie langsames Drehen im Uhrzeigersinn sind unsinnig, da bei diesen Methoden in Stunden langsam absterbende Zecke im Todeskampf ihren Speichel und damit eine hohe Bakterienzahl durch ihre Mundwerkzeuge in die menschliche Haut spritzt und dadurch erst eine Infektion ermöglicht.
Die Krankheitserreger leben im Mitteldarm der Zecke und gelangen erst 12 – 24 Stunden nach dem Stich in den Speichel und damit in den Blutkreislauf des Opfers.
Also raus mit dem Parasit.
Erkrankungen von Hunden:
Ihr treuer Begleiter und bester Freund ist in weit höherem Maße als der Mensch durch eine von den tiefsitzenden Zecken übertragene Krankheit gefährdet. Es ist also sinnvoll, ihn in der warmen Zeit durch ein Insektizid-Halsband zu schützen.
In Berlin wurden bei der Untersuchung von 189 Hunden mit typischen rheumatischen Beschwerden in rund zehn Prozent im Bluttest eine Borrelien-Infektion bestätigt.
In den amerikanischen Herdgebieten der Lyme-Krankheit sind 30 – 70 Prozent der Hunde mit Borrelien infiziert, es wurden dort 271 Beschreibungen des Krankheitsbildes bei Hunden veröffentlicht.
Wie beim Menschen überwiegen unspezifische Zeichen wie in 44 Prozent eine Erhöhung der Körpertemperatur auf mehr als 39,5 Prozent, Mattigkeit in 29 und Appetitlosigkeit in 53 Prozent.
Wie auch beim Menschen zeigt sich die Erkrankung im Spätstadium hauptsächlich an den Gelenken.
Die Lahmheit tritt plötzlich unter Schwellung, örtlicher Temperaturerhöhung und Druckschmerzhaftigkeit auf. Meist sind mehrere Gelenke befallen. Die Krankheit verläuft oft in wiederkehrenden Schüben, die im Mittel 11 Monate andauern.
Die Halter der Hunde waren nicht stärker gefährdet, an der Lyme-Krankheit zu erkranken als andere Personen im gleichen Gebiet.
Die Lyme Krankheit ist nicht nur auf Menschen und Hunde beschränkt, sondern befällt auch Rinder, Schafe und Pferde. Die Therapie wird wie beim Menschen mit Doxycyclin vorgenommen.
Die Gefährdung durch Zecken ist hundertmal häufiger in feuchten, sauren Waldböden als in trockenem Buchenwald.
Saure, feuchte Waldböden beherbergen bis zu hundertfünfzig infizierte Schildzecken -Ixodes ricinum pro tausend Quadratmeter, trockene Buchenwälder jedoch nur 1,4 mit Spirochäten infizierte Zecken.
Im Jahr 1982 waren in der Schweiz rund ein Drittel, in Österreich zwischen vier und vierzig Prozent, in Nordrhein-Westfalen sechzehn Prozent und in Schweden fünfzehn Prozent der Zecken von Borrelien befallen. Diese Zahlen zeigen die regionale Gefährdung durch Zeckenbisse.
Ausland
Nur ein Teil der unter Tick Fever auf Zeckenbisse zurückgeführten Erkrankungen im südlichen Afrika ist durch Borrelien bedingt. Der überwiegende Teil der Erreger gehört zur Gruppe Rickettsien, die das afrikanische Fleckfieber bedingen. Ein Hauptüberträger dieses Bakteriums ist übrigens die braune Hundezecke! Allerdings ist die Unterscheidung von akademischen Interesse, da die Therapie mit dem Antibiotikum Doxycyclin sowohl bei der Lyme Krankheit als auch bei den Rickettsiosen erfolgreich ist.
Detailliert schrieb ich in Jagd und Hege 1994:
” Alle Jahre wieder Gefährdung durch Zeckenbiß ”
In der nun anbrechenden warmen Jahreszeit bietet die Natur neues Leben, allerdings tummeln sich auch einige Lebewesen, die den Mensch als willkommene Beute ansehen, in ihr. Einige dieser an sich harmlosen Tierchen übertragen Krankheiten, besonders gilt das für Zecken. Schauen Sie also genau hin, wenn es Sie nach einem schönen Tag in der freien Natur in der Haut juckt.
Selbst die winzigen Jugendstadien der Zecken, wie die lediglich einen halben Millimeter großen Larven und die einen Millimeter großen Nymphen, sind auf Ihr Blut aus und können Krankheitserreger übertragen. Wegen ihrer geringen Größe sind sie aber mit bloßem Auge kaum zu entdecken, saugen auch meist nur kurz und fallen ab, bevor sie durch den Juckreiz auffällig werden.
Abhängig von dem Entwicklungsstadium kommen sie in Kraut und Gräsern auf dem Erdboden bis zu einer Höhe von einem Meter vor. Barfußlaufende Kinder und direkt auf dem Gras liegende Badende sind stärker einem Biß der bis gut zwanzig Zentimeter hoch kletternden Larven und der bis rund 40 Zentimeter hoch sitzenden Nymphen ausgesetzt. Zecken lieben es feucht und schattig und ziehen Unterholz und Krautzonen als Aufenthaltsort vor.
Eine ganze Reihe von Erkrankungen werden durch die bei uns heimische Schildzecken übertragen. Die bekannteste ist die sogenannte Zeckenbißkrankheit, wissenschaftlich wird sie nach ihrem jahreszeitlichen Häufigkeitsgipfel als FSME –Frühsommermeningoenzephalitis – bezeichnet. Allerdings ist sie lediglich durch eine der weltweit mindestens 110 bekannten Viren verursacht, die 1980 der Forscher Hoogstraal aus 116 Zeckenarten zusammenstellte
Eine vorbeugende Impfung gibt es alleinig gegen diesen FSME Virus.
Gegen die anderen durch Zecken übertragenen Viren, die ebenfalls vorübergehende Krankheiten im Zentralen Nervensystem erzeugen können, kann man sich nicht schützen.
Im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland lauten die Infektionszahlen gemäß RKI wie folgt:
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2017/Ausgaben/17_17.pdf?__blob=publicationFile
Im Jahr 2016 wurden insgesamt 348 FSME-Erkrankungen
übermittelt, die die Referenzdefinition des RKI erfüllten
(Datenstand: 06.04.2017). Dies entsprach einer Zunahme
von 59 % gegenüber dem Vorjahr (219 FSME-Erkrankun-
gen). Die jährliche Fallzahl seit 2001 schwankt stark zwi-
schen einem Minimum von 195 (2012) und einem Maxi-
mum von 546 (2006), im Median 276. Ein klinisches Bild
mit neurologischen Manifestationen einer Meningitis, En-
zephalitis oder Myelitis wurde 2016 bei 50 % der übermit-
telten Erkrankungen angegeben. Das Erkrankungsrisiko
steigt ab dem Alter von 40 Jahren deutlich an
Zecken sind allerdings mit Bakterien in einem weitaus größeren Prozentsatz als mit FSME Viren infiziert, daher ist in Deutschland die durch Bakterien erzeugte Borreliose auch die häufigste auf den Menschen übertragene Zeckenerkrankung. In der Neurologischen Universitätsklinik Köln wurden innerhalb von 19 Monaten 1106 Infektionen erfaßt. Zecken in Nordrhein Westfalen tragen zu rund dreizehn Prozent Borreliabakterien, in der Schweiz zu einem Drittel. Glücklicherweise führt nur ein geringer Teil der Zeckenbisse zu einer Infektion. Die wichtige Erkrankung Borreliose werden wir im zweiten Teil des Artikels betrachten.
Frühsommer Meningoenzephalitis = FSME = “Zeckenbißkrankheit”
Die Gefährdung durch diese Viruskrankheit wird meines Erachtens stark übertrieben. Es mehren sich in der Fachwelt die kritischen Stimmen, welche vor unnötigen Impfungen wegen der dadurch hervorgerufenen Impfschäden warnen.
Nach den fundierten Informationen eines unabhängigen medizinischen Informationsdienstes in Berlin haben 1988 mindestens fünf Personen schwere Komplikationen wie akutes Nierenversagen und Krampfanfälle durch die Impfung erlitten.
Da die Zahl der nichtgemeldeten Zwischenfälle erfahrungsgemäß hoch ist, kann man in der BRD bei dreihunderttausend Impfungen im Jahr mit vierzig bis achtzig impfbedingten Erkrankungen rechnen.
Man muß also genau das tatsächliche Risiko einer FSME Erkrankung nach dem Aufenthaltsort, Reiseziel und der persönlichen Freizeitaktivität dort abschätzen.
Der Virus lebt nur südlich der acht Grad Celsius Jahresisotherme und nur unterhalb von fünfhundertfünfzig Höhenmetern. Nördlich des Mains besteht also keine Infektionsgefahr.
Die Donauauen von Wien bis Landshut und um Tübingen, Stuttgart, Pforzheim, Karlsruhe und Konstanz, sowie tiefer gelegene Gebiete in der Schweiz gelten als FSME Gebiete.
Auf den häufig abgebildeten Verbreitungskarten sind unkritisch alle, das Zentrale Nervensystem betreffende Viruserkrankungen, also nicht nur FSME Erkrankungen dargestellt. Aber nur gegen die Virusform der FSME kann man durch Impfung einen Schutz hervorrufen.
Eine stärkere Durchseuchung besteht in Österreich und soll in Jugoslawien, Ungarn, der CSFR und Polen der Fall sein.
Von den in Deutschland gemeldeten Erkrankungen sollen vierzehn Prozent in Österreich erworben worden sein.
Der Prozentsatz der Virusträger schwankt unter den Schildzecken stark. Nach dem bekannten Virologen Professor Roggendorf ist nur jede 900. Zecke von dem FSME Virus befallen. Von Region zu Region können jede zehnte oder jede tausendste Zecke infiziert sein. Besonders in feuchten Flußauen mit Busch und Mischwäldern findet das FSME Virus gute Lebensbedingungen.
Die Erkrankung hat, bedingt durch die Aktivität der Zecken, zwei Häufigkeitsmaxima im Mai/Juni und September/Oktober. Warme Winter
und feuchte Sommer fördern die Zeckenvorkommen.
Glücklicherweise verlaufen neunzig Prozent der Erkrankungen harmlos und fast immer unerkannt unter dem Bild eines grippalen Infektes. Nur bei weniger als zehn Prozent werden Krankheitszeichen durch Entzündung der Hirnhaut und des Zentralen Nervensystems auffällig. Von diesen auffällig Erkrankten behalten sieben Prozent Restschäden, die sich vorwiegend als Lähmungen, Schwerhörigkeit, psychische Defekte und Kopfschmerzen manifestieren. Höchstens ein Prozent dieser schweren Verlaufsformen führt zum Tod.
Bei dem stark veränderlichen Krankheitsbild wird die Diagnose durch eine mindestens vierfache Erhöhung des Immunglobulin G Wertes im Blut gestellt. Eine Behandlung ist nur bis zum vierten Tag nach einem Zeckenstich durch eine passive Impfung, also die Zufuhr von menschlichem Eiweiß, das Antikörper enthält, möglich. Die gleichzeitige Gabe eines aktiven Impfstoffes sollte nicht vorgenommen werden, er blockiert die Schutzwirkung der gegebenen Antikörper.
Nur für die oben angegebenen Gebiete und Personen, die sich häufig in der Natur aufhalten, empfiehlt sich die vorbeugende FSME Impfung. Man muß sich vor Augen halten, daß die Gefährdung statistisch für die Normalbevölkerung durch die Impfung mindestens einen Impfschaden auf 32.000 Impfungen beträgt. Demgegenüber steht ein bleibender Schaden auf 78.000 Personen in Gebieten mit FSME Befall.
Die aktive Impfung wird mit drei Injektionen durchgeführt, wobei die zweite Spritze zwei Wochen bis drei Monate nach der ersten Impfung erfolgen soll. Sie bietet einen fünfundneunzigprozentigen Schutz. Nach der neun Monate später erfolgenden dritten Impfung besteht ein fast hundertprozentiger Schutz, der rund drei Jahre anhält. Eine Auffrischungsimpfung braucht erst in jedem dritten Jahr stattzufinden.
“Zeckenbißkrankheit” in der ehemaligen DDR und in Nordeuropa :
Immer wieder wird auf den ungenauen und veralteten Verbreitungskarten der sogenannten Zeckenbißkrankheit die ehemalige DDR und Nordeuropa als endemische Region mit Übertragungsgefahr angegeben.
Wie das Zentralinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Epidemiologie in Potsdam 1989 mitteilte, gelten durch Zeckenbiß hervorgerufene Gehirnentzündungen als Rarität und sind in den letzten Jahren kaum noch nachgewiesen worden. Eine Impfempfehlung für den Besuch der neuen Bundesländer besteht also nicht.
Die häufig zitierte Verbreitungskarte wurde vor etlichen Jahren von der Weltgesundheitsorganisation WHO erstellt, wobei alle Fälle von Gehirn und Hirnhautentzündungen, die durch Zeckenbiß übertragen wurden, notiert wurden.
Aber nur gegen den speziellen Erreger der FSME kann eine Impfung schützen. Die angeführten Verbreitungsherde auf der WHO Karte decken sich also nicht mit dem wirklichen Verbreitungsgebiet der sogenannten Zeckenbißkrankheit FSME, gegen die eine Impfung empfehlenswert ist.
Bei den massiven Impfempfehlungen der Pharmaindustrie wird dies gern verschwiegen.
Liegt Ihr Reiseziel oder Ihr Wohnort in Süddeutschland, der Schweiz oder in Österreich, besteht über einer Höhe von 550 Metern nach derzeitigem Stand des Wissens keine Ansteckungsgefahr.
BORRELIOSE
Nach ihrem Entdeckungsort Lyme in den USA hat man diese im Endstadium überwiegend mit rheumatischen Beschwerden verbundene Erkrankung als „Lyme-Disease“ bezeichnet. Bis 1989 wurden in den USA 7402 Erkrankungen, fast nur aus neun Bundesstaaten, registriert.
Sie kommt allerdings nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa, Afrika, Japan und Australien vor. Auch wird sie nicht nur durch Zeckenbiß, sondern auch durch andere blutsaugende Insekten übertragen. Im südlichen Afrika wird sie auch unter dem Sammelbegriff ” Tick fever “, der meistens Rickettsieninfektionen als Ursache hat, registriert.
Die Erreger der Lyme-Krankheit sind Borreliabakterien, die eine ähnliche Struktur wie Syphilisbakterien haben. Auch die Erkrankung weist mit vier nacheinander ablaufenden Stadien Ähnlichkeit zu dieser Infektion auf.
In der Allgemeinbevölkerung wird in ländlichen Gebieten ein Anteil von zweieinhalb Prozent Borreliose Erkrankungen errechnet, während Risikogruppen – wie im Außendienst beschäftige Forstmitarbeiter – fast zehnmal mehr in ihrem Berufsleben erkranken.
In Niedersachsen wurden 1988 in einer Studie 1600 Erkrankungen erfaßt, was ihre weite Verbreitung bestätigt.
Bei der Borreliose entwickeln höchstens die Hälfte der von infizierten Zecken gebissenen Menschen Antikörper, davon erkrankt mit Symptomen nur ein Teil.
Statistisch zeigt sich ein Verhältnis von einer Erkrankung auf 59 bemerkte Zeckenbisse.
Personen, die häufiger von Zecken gebissen werden, entwickeln eine teilweise Unempfindlichkeit – Immunität. So wurde im Niedersächsischen Forstdienst auf 868 Bisse nur eine Infektion beobachtet. Also mußten fünfzehnfach mehr Bisse als bei der Normalbevölkerung vorgefallen sein, um eine Erkrankung zu bewirken.
Erkrankungszeichen:
Zwischen Zeckenbiß und erstem Auftreten von Erscheinungen liegen zwischen zwei und dreißig Tagen. Bei mehr als der Hälfte der Fälle bildet sich – erst nach mindestens 14 Tagen – eine handtellergroße Hautrötung an der Bißstelle, die im Fachchinesisch der Mediziner “Erythema chronicum migrans” im Stadium Eins genannt wird. (Siehe Beitragsbild)
Diese ausgedehnte Hautrötung blaßt in der Mitte ab und dehnt sich ringförmig um die Bißstelle nach außen aus.
In der Folge können sich grippeähnliche Beschwerden mit Fieber und Gliederschmerzen im Stadium Zwei zeigen.
Im Stadium Drei können dann je nach befallenem Organ folgende Erkrankungen auftreten:
Gelenkschmerzen Arthritis mit Schwellung, Rötung und Erguß, häufig an den Knien,
Herzmuskelentzündung mit unregelmäßigem Puls, und Brustschmerz,
Störungen im Zentralen Nervensystem mit Gehirnnervenausfällen wie Augenmuskel- oder Gesichtsmuskellähmung.
Im Stadium Vier können die Haut, mehrere Gelenke, Rückenmark und das Gehirn mit einer Vielzahl von Störungen betroffen werden.
Es ist auch für den Mediziner schwierig, die Krankheit zu erkennen, da es kein eindeutig ablaufendes Krankheitsbild gibt. Bei unklaren Beschwerden sollte man den Arzt immer über zurückliegende Zeckenbisse informieren. Er kann dann über Blutuntersuchungen in spezialisierten Laboren den Nachweis einer Borrelienerkrankung führen und rechtzeitig mit dem Antibiotikum Doxycyclin behandeln, bevor die Organe befallen sind.
Die Gefährdung durch Zecken ist hundertmal häufiger in feuchten, sauren Waldböden als in trockenem Buchenwald.
Saure, feuchte Waldböden beherbergen bis zu hundertfünfzig infizierte Schildzecken Ixodes ricinum pro tausend Quadratmeter, trockene Buchenwälder jedoch nur 1,4 mit Spirochäten infizierte Zecken.
Im Jahr 1982 waren in der Schweiz rund ein Drittel, in Österreich zwischen vier und vierzig Prozent, in Nordrhein Westfalen sechzehn Prozent und in Schweden fünfzehn Prozent der Zecken von Borrelien befallen. Diese Zahlen zeigen die Gefährdung durch Zeckenbisse.
Ausland :
Nur ein kleinerer Teil der unter Tick Fever auf Zeckenbisse zurückgeführten Erkrankungen im südlichen Afrika ist durch Borrelien bedingt. Der weit überwiegende Teil der Erreger gehört zur Gruppe der Rickettsien, die das afrikanische Fleckfieber bedingen.
Ein Hauptüberträger dieses Bakteriums ist übrigens die braune Hundezecke ! Allerdings ist die Unterscheidung von akademischen Interesse, da die Therapie mit dem Antibiotikum Doxycyclin sowohl bei der Lyme Krankheit als auch bei den Rickettsiosen erfolgreich ist.
Früher wurde lebhaft zur Zeckenabwehr das Besprühen der Kleidung mit synthetischen Pyrethroiden empfohlen. Diesen vorbeugenden Abwehrmaßnahmen mit den Pflanzenextrakten nachgebildeten Insektiziden steht man inzwischen sehr reserviert gegenüber.
Nach einem 1991 erschienenen wissenschaftlichen Beitrag im Deutschen Ärzteblatt von Professor Müller Mohnsen aus München sind die bisher als harmlos eingeordneten Pyrethroide doch nicht so verträglich. Nach ihm unterbrechen sie beim Menschen anscheinend unwiderruflich die Nervenleitung und häufen sich im Körper an.
Ich empfehle nach dieser Information also das vorbeugende Besprühen von direkt auf der Haut getragener Kleidung nicht. Allerdings gibt es auch befürwortende Darstellungen anderer Wissenschaftler, welche die Studien von Professor Müller-Mohnsen kritisieren.
Pyrethroide sind chemisch den aus Chrysanthemenblüten extrahierten Pyrethrinen nachgebildet und werden als “Naturprodukte” vom Laien in die Rubrik unschädlich eingestuft.
Zu der im Spätstadium mittlerweile für eine ganze Reihe bisher ungeklärter rheumatischer Erkrankungen verantwortlich gemachten Borreliose oder Lyme Krankheit wurde auch eine aufschlußreiche Studie aus dem nordbadischen Raum veröffentlicht. In dieser Region kommt die Krankheit, gegen die man sich wie erwähnt nicht durch Impfung schützen kann, gehäuft vor.
In der Studie des Hygiene Instituts der Universität Heidelberg wurde die Durchseuchung der Bevölkerung und die Beschwerderate zweier Ortsteile der Stadt Kraichtal analysiert.
Immerhin konnten 1.228 der 2.928 Einwohner untersucht werden. Rund 17 Prozent der Blutproben zeigten die für die Borrelien typischen Reaktionen. Besonders auffällig war der direkte Zusammenhang zwischen dem Nachweis eines Borrelienbefalls und einer ganzen Reihe bisher ungeklärter rheumatischer Beschwerden.
So waren dort entzündliche Gelenkerkrankungen bei 34,3 Prozent gegenüber nur 9,3 Prozent bei Personen ohne Borrelienkontakt nachzuweisen. Auch bei Gelenkschmerzen war das Verhältnis 23,4 zu 13,3 Prozent, bei Nervenstörungen der Muskelbewegung 12 zu vier Prozent, bei Nervenstörungen der Empfindungswahrnehmung 25,4 zu 6,7 Prozent. Sogar bei Herzrhythmusstörungen war der Unterschied von 19,8 Prozent der Personen mit spezifischen Eiweißkörpern als Nachweis eines Borrelienbefalls gegenüber nur drei Prozent der Untersuchten ohne Borrelienkontakt ganz deutlich.
Der Kraichgau gehört zu den wärmsten Regionen der Bundesrepublik und besteht aus einem gemischten Biotop mit nur 17 Prozent Wald.
Dieser wurzelt auf einem trockenen Lößboden und besteht meist aus Buchen, was der herrschenden Lehrmeinung von dem für Zecken idealen feuchten, schattigen Krautbiotop entgegensteht. Nach meinen Beobachtungen gedeihen auch in den Subtropen und Tropen Zecken am üppigsten in trockenen, mit Büschen durchwachsenen Steppenregionen.
Während des Untersuchungszeitraums von 1987 bis 1990 wurden insgesamt 64 Neuerkrankungen erkannt. Von diesen wiesen lediglich dreißig Prozent die “typischen” Zeichen der ringförmigen, wandernden Hautrötung ” Erythema migrans ” um die Bißstelle auf. Die anderen zwei Drittel der Patienten hatten unklare Störungen des Allgemeinbefindens wie Abgeschlagenheit, Gelenkschmerzen, Nachtschweiß, Gewichtsabnahme, Kopfschmerz und andere nicht auf eine zeckenbedingte Erkrankung hinweisende Symptome.
Selbst bei chronischen, schon lange bestehenden Verläufen war die antibiotische Behandlung mit Cefotaxim überwiegend erfolgreich und beseitigte die Beschwerden. Im ersten Stadium genügt die Behandlung mit Tetrazyklin oder Doxycyclin.
Wie gehe ich bei einem Zeckenbiß vor ? :
Wie Wissenschaftler herausfanden, ist die Art der Zeckenentfernung entscheidend für den Grad der Aufnahme von Borrelien in den menschlichen Körper. Nur eine gewisse Zahl von Erregern kann den Körper krankmachen, kleinere Mengen werden von den körpereigenen Abwehrstoffen vernichtet.
Viel Tinte wurde verspritzt und alle Arten von Ratschlägen zum langsamen Abtöten der Zecken gegeben. Dadurch sollte der Kopf der Zecke nicht in der Haut verbleiben und so einer örtlichen Entzündung vorgebeugt werden. Mannigfach waren die empfohlenen Methoden wie Bestreichen der ganzen Zecke mit Nagellack, Kleber und Öl sowie langsames Drehen im Uhrzeigersinn.
Alles Unsinn, da man jetzt weiß, daß die bei diesen Methoden in Stunden langsam absterbende Zecke im Todeskampf ihren Speichel mit Darminhalt und damit eine hohe Bakterienzahl durch ihre Mundwerkzeuge in die menschliche Haut spritzt und dadurch erst eine Infektion ermöglicht.
Die Krankheitserreger leben im Mitteldarm der Zecke und gelangen erst 12 – 24 Stunden nach dem Festbeißen in den Speichel und damit in den Blutkreislauf des Opfers.
Daher wird heute empfohlen, die Zecke so schnell wie möglich direkt an der Einstichstelle mit den Backen einer dünnen Zange oder Pinzette zu greifen und durch vorsichtiges halbes Drehen schnell zu lösen, auch auf die Gefahr hin, den Kopf abzureißen. Dieser sitzt in der oberen Hautschicht und kann mit einer Nadel ausgelöst werden. Der Kopf ist aus Chitin und fällt nach einigen Tagen von allein ab. Die Krankheitskeime befinden sich im Darm = Bauch der Zecke.
Durch Hauteinreibungen mit Repellents kann man sich nur begrenzt vor den Krabbeltieren schützen.
Erkrankungen von Hunden :
Der wertvolle Jagdhund ist in weit höherem Maße als der Mensch durch eine von den tief an der Vegeratation sitzenden Zecken übertragene Krankheit gefährdet. Es ist also sinnvoll, ihn in der warmen Zeit durch ein Insektizid Halsband zu schützen.
In Berlin wurden bei der Untersuchung von 189 Hunden mit typischen rheumatischen Beschwerden in rund zehn Prozent im Bluttest eine Borrelieninfektion bestätigt.
In den amerikanischen Herdgebieten der Lyme Krankheit sind 30 – 70 Prozent der Hunde mit Borrelien infiziert, es wurden dort 271 Beschreibungen des Krankheitsbildes bei Hunden veröffentlicht.
Wie beim Menschen überwiegen unspezifische Zeichen wie in 44 Prozent eine Erhöhung der Körpertemperatur auf mehr als 39,5 Prozent, Mattigkeit in 29 und Appetitlosigkeit in 53 Prozent.
Wie auch beim Menschen zeigt sich die Erkrankung im Spätstadium hauptsächlich an den Gelenken.
Die Lahmheit tritt plötzlich unter Schwellung, örtlicher Temperaturerhöhung und Druckschmerzhaftigkeit auf. Meist sind mehrere Gelenke befallen. Die Krankheit verläuft oft in wiederkehrenden Schüben, die im Mittel 11 Monate andauern.
Die Halter der Hunde waren nicht stärker gefährdet, an der Lyme Krankheit zu erkranken als andere Personen im gleichen Gebiet.
Die Lyme Krankheit ist nicht nur auf Menschen und Hunde beschränkt, sondern befällt auch Rinder, Schafe und Pferde. Die Therapie wird wie beim Menschen mit Doxycyclin vorgenommen.
Zoonose Rickettsiose
ZOONOSEN :
Nachdem wir schon in Jagd und Hege im Mai 1993 die durch Zecken übertragenen Borrelienbakterien als Erreger der Lyme-Krankheit bei Mensch und auch Jagdhund besprachen, können wir uns als ebenso ge-fährlich die ähnliche ähnliche Gruppe der Rickettsia-Bakterien an-sehen.
Fast alle Erregertypen leben in Säugetieren und werden von Glie-derfüsslern übertragen. Es handelt sich daher auch um eine Zoo-nose, eine Erkrankung, die in den Tieren ihr Reservoir hat und den Menschen nur als falschen Wirt befällt. Die Infektionen des Men-schen enstehen sowohl vereinzelt als auch regional gehäuft, das bekannte Q-Fieber kann auch seuchenartig auftreten.
Die Rickettsien nisten sich in den Zellen der Innenseite der Ge-fässwände ein und führen zu Gefässerkrankungen. Diese konzentrie-ren sich je nach Erregertyp auf bestimmte Organe. Besonders ge-fährlich wird es beim Befall der Innenhaut des Herzens.
Fast typisch ist der rote Hautausschlag. Wird die Infektion recht-zeitig mit dem Antibiotikum Tetrazyklin behandelt, erlischt sie schnell.
Es wäre sterbenslangweilig, die einzelnen Krankheitsbilder hier im Detail zu schildern, daher möchte ich sie als Fallschilderung bringen:
Niedergeschlagen sitzt Wilhelm trotz der abendlichen Kühle weitab vom Lagerfeuer. Ihm ist übel, seine Haut glüht, die Gelenke schmerzen, er kann nicht ins Licht schauen. Dabei genoss er am Nachmittag noch den grandiosen Blick über die Rocky Mountains. Der dritte Tag seiner so sehnlich erwarteten Jagdreise in Nordamerika auf den heimlichen Maultierhirsch scheint unter einem schlechten Stern zu stehen. Dem erfahrenen Jagdführer genügt ein Blick auf die Hautrötung an den Hand- und Fussgelenken des elenden Bündel Menschleins zur Laiendiagnose ” Felsengebirgsfieber “.
Er fackelt nicht lang und holt noch in der Nacht mit seinem Funkgerät einen Arzt ins einsame Basislager. Dieser bestätigt die Diagnose und sorgt für die Einnahme von zwei bis drei Gramm Tetrazyklin pro Tag. Das wäre für eine Erkrankung in unseren Breiten ein ziemlich starke Dosis, ist aber beim als gefährlich eingestuften Felsengebirgsfieber die empfohlene Therapiestärke.
Schon zwei Tage später geht es Wilhelm wieder besser, er will vol-ler Tatendrang wieder jagen. Allerdings muss er die Medizin noch weitere zwei Tage einnehmen.
Der amerikanische Arzt betont bei der Abschlussuntersuchung, dass er dem Führer für die schnelle Alarmierung dankbar sein müsse. Schliesslich sei das durch den Zeckenstich übertragene ” Rocky Mountain Spotted Fever ” im deutschen Sprachraum Amerikanisches Zeckenbissfieber genannt, sogar bei rechtzeitiger Behandlung noch in fünf bis zehn Prozent tödlich. Falls das Fieber nicht ernst ge-nommen wird und unbehandelt bleibt, versterben sogar zwischen 10 und 60 Prozent der Erkrankten.
Er gibt unserem wackeren Jäger noch den Rat, sich in Zukunft gegen diese Rickettsiose impfen zu lassen. Allerdings gäbe es den Impf-stoff nur in den USA.
In jedem Fall solle er, wie auch bei der Borreliose und der soge-nannten Zeckenbisskrankheit, Zecken sofort aus der Haut entfernen. Erst stundenlanges Saugen führe mit dem Speichel der Zecke zum Übertritt von genügend Erregern um eine Erkrankung des Menschen zu bewirken. Auch Hunde solle er meiden, sie seien häufig befallen.
Das folgende Jahr hat Wilhelm sich den Traum einer Saujagd mit der Chance auf starke Keiler erfüllt und weilt in Tunesien zur Sau-jagd. Wieder sticht ihn eine Zecke am Oberschenkel. Geschult durch die Erfahrungen in Amerika beobachtet er die Stichstelle in den nächsten Tagen aufmerksam. Als er am dritten Tag einen schwarzen Schorf an der Stichstelle mit Schwellung der Lymphdrüsen in der Leiste bemerkt, wird er unruhig. Aber seine Jagdpassion behält die Überhand, er nutzt noch den ganzen Tag zur Jagd.
Am Abend folgt die Quittung mit Fieber, Muskel- und Gelenkschmer-zen und einem grobknotigen, roten Hautausschlag am ganzen Körper. Nun macht er den zunächst abwiegelnden Jagdleiter mobil.
Dieser hat infolge arabischem Fatalismus keine Lust zu abendlichen Aktionen und vertraut eher auf das magische Wort, es wird schon werden, “Inshallah” – so Gott will. Aber Wilhelm verlangt ultimativ einen Arzt.
Der Medizinmann kommt dann auch und diagnostiziert ein Mittelmeer-fieber. Wieder gibt es die gleiche Dosierung des Antibiotikums Te-trazyklin. Wilhelm hat sich inzwischen einen medizinischen Ratge-ber angeschafft, den er nun trotz seines Schädelbrummens auf dem Krankenlager zur Hilfe zieht.
Diesmal haben die offensichtlich sein Blut mögenden Zecken die häufigsten Rickettsiosen Südeuropas übertragen. In Afrika wird die Krankheit als Kenianisches, Zentral- oder Südafrikanisches Zecken-bissfieber bezeichnet, wobei der englische Ausdruck “Tick fever” auch noch andere Erreger mit einbezieht.
Es beruhigt ihn, dass dieses Mittelmeer- oder auch Boutonneuse-Fieber gegenüber dem nur in den USA, Kanada, Mittelamerika und den nördlichen südamerikanischen Ländern vorkommenden Felsengebirgs-fieber gutartig ist.
So sind keine Todesfälle bekannt. Das bis zu zwei Wochen andau-ernde Fieber und die Hauterscheinungen heilen folgenlos wieder ab.
Schaudernd liest Wilhelm dann noch vom ähnlich verlaufenden und gleich behandelten Murinen Fleckfieber, das durch den Biss von in-fizierten Rattenflöhen oder auch durch Einatmen von erregerhalti-gen Stäuben übertragen wird und dementsprechend eine Häufung in Hafenstädten und ländlichen Regionen hat.
Nach diesen unangenehmen Abenteuern will er wieder in der sicheren Schweiz waidwerken und folgt der Einladung eines Freundes auf Reh-wild. Er geniesst das friedliche Landleben und trinkt sogar die Kuhmilch gegen den Rat seines Freundes ungekocht.
In Deutschland wäre die Abgabe an einen Privatmann strafbar. Zwar stören ihn die Schafe bei der Pürsch auf den roten Bock, doch findet er die blökenden Wollproduzenten als Geräuschkulisse auch ganz nützlich. Nur als er auf dem Bauch durch eine Wiese mit trockenen Schafskötteln robben muss, wünscht er die Viecher zur Hölle.
Zwei Wochen nach diesen friedlichen Jagdtagen voller schöner Erin-nerungen bekommt er heftigste Kopfschmerzen, die sich besonders hinter den Augäpfeln manifestieren. Dazu schüttelt ihn ein Fieber bis über 40 Grad und ein trockener Husten quält ihn furchtbar.
Sein Medicus gibt sich nicht mit der von Wilhelm angenommenen Dia-gnose “Kopfgrippe” zufrieden und führt eine Röntgenuntersuchung durch. Die zeigt eindeutig eine massive Lungenentzündung. Nun ver-anlasst der Hausarzt nach der Erzählung von Wilhelms letzten jagd-lichen Aktivitäten zwischen Schafen auf dem Lande eine spezielle Blutuntersuchung.
Das Ergebnis ist eindeutig : Wilhelm hat sich diesmal die häufig-ste Rickettsiose, das weltweit verbreitete Q-Fieber, eingefangen. Entweder geschah dies durch Einatmen von getrocknetem Kot von Zec-ken, die auf befallenen Tieren lebten oder durch das Trinken un-gekochter Milch.
“Immerhin haben Sie noch viel Glück gehabt” tröstet ihn trocken sein Hausarzt. Schliesslich ist die befürchtete Komplikation des Befalls der Innenhaut des Herzmuskels dank der rechtzeitigen Fest-stellung der Krankheit und der hochdosierten Gabe von Tetrazyklin über 8 Tage nicht aufgetreten. Wird das Q-Fieber nicht behandelt und verschleppt, kann diese Herzerkrankung nur sehr schwierig durch Langzeitgaben des Antibiotikums kuriert werden.
Ironisch rät der Jünger Äskulaps noch, bei der bestehenden Neigung zu Rickettsien keine Reisen in die süd- und ostasiatische Region und Australien zu planenen.
Dort würde Wilhelm sich wahrscheinlich während des Lagerns im Freien von Trombicula-Milbenlarven beissen lassen und sich das schwer verlaufende Milbenfleckfieber, auch mit dem wohlklingenden Namen Tsutsugamushi-Fieber oder “Scrub-Typhus” belegt, holen.
Allerdings hat er bei Wilhelm damit auf Granit gebissen. Der brave Jägersmann hat nämlich in seinem schlauen Buch die Statistiken ge-lesen und festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Erkran-kung doch recht gering ist und man nur bei den oben beschriebenen Symptomen bestimmte Untersuchungen veranlassen sollte, um die schweren Erkrankungen durch Rickettsien auszuschliessen.
Im kommenden Jahr tritt er trotzig und zuversichtlich eine Reise nach Australien an und kommt stolz und zufrieden mit dem schweren Helm eines wilden Wasserbüffels wieder zurück. Der Bann scheint gebrochen, diesmal wurde er nicht krank.
Allerdings hat er sich gut angezogen, hohe Schnürstiefel, Wickelgamaschen, lange, weite Hosen und eine im Bund steckende Hemdjacke mit langen Ärmeln getragen. Außerdem suchte er jeden Abend die Kleidung und den Körper nach Zecken ab und hielt sich von dem erlegten Büffel fern.
Seinen Freund konnte er gerade noch davon abhalten, sich in stolzer Pose auf den gestreckten Büffel zu setzen. Die Zecken des Büffels hätten mit Wonne das “sinkende Schiff” des erkaltenden Tierkörpers verlassen und sich auf den warmen Menschenkörper geflüchtet.