Wildschafe- Stone-Sheep
Im Geist schlage ich ein Kreuz und summiere schnell meine größeren Sünden. Nach außen hin halte ich die Fahne hoch und zeige ein lachendes Gesicht, obwohl mir durchaus nicht danach zumute ist. Ich hocke auf meinem Rucksack im Cockpit eines kleinen Buschflugzeuges hinter dem, auf dem einzigen, schmalen Sitz eingezwängten Piloten und Besitzer dieses “Outfits”, der hektisch abwechselnd an allen möglichen Rädchen kurbelt und an verschiedenen Hebeln zieht.
Er zerstört gerade meine Zuversicht, die modernes Fliegen mit Hochtechnologie verband. Nach vorn versperrt mir sein breiter Rücken die Sicht, aber seitlich blicke ich auf die atemberaubende Gebirgswelt der MacKenzie Berge, genauer die südliche Nahanni Bergkette.
Besonders atemberaubend erscheint sie, weil sie bedrohlich nahe ist, und mein wilder Pilot gleich auf den dachziegelartigen Schottersteinen eines nur fünfzig Meter breiten Berggrates in 2.400 Meter Höhe landen will. Es sollte mich zwar etwas ermutigen, daß er schon vor einer Stunde hier runter ging und mit dem ersten Flug meinen Führer mitsamt Ausrüstung für eine Woche Jagd heil absetzte, aber trotzdem ist mir nicht wohl in meiner Haut. Der erste Anflug gelingt nicht, der Buschpilot läßt die kleine Maschine nach dem Überfliegen des Grates in den darauffolgenden Abgrund plumpsen und bekommt nach kurzem Absacken wieder ausreichenden Auftrieb, kreist und versucht es erneut.
“Rumpel, Hoppel, Krach” und einige kleine Hopser, dann steht die “Super Cub” auf ihren breiten Gummireifen sicher kurz vor dem jenseitigen Abfall, und ich atme tief durch. Der Pilot meint, es sei wegen eines unerwarteten Querwindes in der verwundbaren Landephase eine etwas holprige Landung gewesen.
Egal, ich bin heilfroh, aus dem Maschinchen steigen und dem strahlenden jungen Guide Paul zulachen zu können. Schnell ist das Gepäck ausgeladen und der Pilot startet wieder durch. Er hat viel zu tun. Das Recht, Auswärtige, also “non Residents” als nicht in den NorthWestTerritories Kanadas Ansässige, zur Hochwildjagd führen zu können, ist an den Boden gebunden und wird verkauft. Er hat soeben von einem Outfitter, der sich aufs Altenteil zurückzog, dieses Outfit erworben. Gut 200.000 Quadratkilometer umfaßt sein Revier. Da der Vorbesitzer lediglich einige leicht erreichbare Berge mit Pferden bejagte, sind mehr als Dreiviertel der wunderschönen Bergwelt in den letzten fünfzehn Jahren von Menschen nie betreten worden. Dementsprechend gilt die South Nahanni Range unter der verschworenen Gemeinschaft der Schafjäger als Geheimtip für alte, reife Widder.
Wir nehmen unser Gepäck auf und marschieren los. Am Landeplatz, den wir auf einem zehn Meter breiten Streifen inzwischen von den dickeren Steinen befreit haben, bleibt ein Plastiksack mit einer Reserve an Lebensmitteln zurück. Bei Schlechtwetter, und an dem herrscht in Nordkanada kein Mangel, kann niemand fliegen. Funktionale Kleidung in mehreren Schichten, deren äußerste wirklich wasserdicht und atmungsaktiv sein soll, ist ein Muß in diesen Bergen. Doch momentan scheint die Sonne, und von der Last wird mir warm, ich laufe nur im Meraklon Netzhemd.
Paul lächelt über meinen langen, dicken Bergstock. Der gut abgelagerte, nun leichte Haselnuß ist mit mir aus Europa angereist und erregte fast in allen Flughäfen Heiterkeit. ” Rübezahl auf Reisen ” könnte die Bildunterschrift heißen. Doch das kümmert mich wenig, die Vielseitigkeit eines guten Bergstocks wiegt den Spott auf. Meine Kniegelenke werden es mir danken, wenn die Last des Haltens der Balance von ihm übernommen werden. Die Körperkräfte reichen auch länger mit diesem kräfteschonenden “Dritten Bein “.
Aber vorerst ist er wirklich unnötig, wir stapfen auf dem sanft abfallenden Grat drei Kilometer bis zu einem kleinen Bergbach. In diesem plätschert glasklares, eiskaltes Schmelzwasser aus den Schneeresten, die noch im Juli in dem 70 Grad steilen, 500 Meter langen Hang über uns sowie im anschließenden Hochtal liegen.
Schnell ist das leichte Zelt aufgebaut, und wir ordnen den Kleinkram aus dem Rucksack ein. Paul wollte vor dem Abflug vom Basislager mein Gepäck sehen und kontrollieren, er hat schon seine Erfahrungen bei diversen Jagdgästen gesammelt. Bei mir fand er allerdings keine überflüssigen Sachen, er meinte trocken, daß ich wirklich leicht reise. Kein Wunder, ich weiß, daß ich ja alles auch selber tragen muß. Und bei längerem Schlechtwetter stünde ein 16 Kilometer Marsch durch moorige Busch und Sumpflandschaft an.
Dann wird gejaust, ich habe aus der Heimat gutes Vollkornbrot aus der Dose und Schwarzwälder Schinken mitgebracht, das schmeckt Paul sehr gut. Das Bereiten schmackhafter Speisen ist nicht unbedingt die Stärke der Nordamerikaner, da empfiehlt es sich schon, einige leichte Gaumenfreuden einzupacken.
Dann steigen wir zu einer ersten Erkundung auf. Die Sonne scheint heiß vom Himmel, ich entblättere mich und habe nur noch das T-Shirt, sowie die Hose aus dem flauschigen, aber im Wind kühlen Fleece an. So kann die zwangsweise sich entwickelnde Dampfwolke aus Körperschweiß ungehindert aufsteigen. Man bekommt keine nassen Kleider, die später durch Verdunstungskälte unangenehm und Erkältungen bewirkend den Körper auskühlen.
Wir klettern eine steile Rinne hinauf und müssen gut 300 Höhenmeter steigen, bis wir auf einem sanft gerundeten, rund einem Kilometer breiten Höhenrücken sind. Dort pirschen wir vorsichtig zum jenseitigen Abhang und glasen den steilen, felsigen Gegenhang ab. Als wir etwas tiefer gestiegen sind, haben wir Einblick bis auf den Boden des zwischen uns liegenden Tals und machen einen Widder aus, der sehr tief im Tal ruhig auf einer Felskanzel döst. Das schneeweiße Tier sticht sofort ins Auge. Es ist nicht schwer, dies Wild in der graubraunen Bergwelt auszumachen. Sie tragen nicht ohne Grund den Namen “Schneeschaf”.
Paul nestelt sein Spektiv aus dem Rucksack. Der Widder ist jung, seine Schnecken zeigen nur eine halbe Drehung. In den NorthWestTerritories muß er eine dreiviertel Drehung, “Three quarter Curl” haben, um schußbar zu sein. Ohnehin wäre er wegen der gesetzlichen Auflagen in den zwölf Stunden nach der Landung sicher vor meiner Kugel.
Wir ziehen uns vorsichtig über den wellig, konvex abfallenden Hang weiter nach oben zurück, bis wir außer Sicht sind. Dann pirschen wir weiter bergauf. Oben am Gipfel liegen Karibu auf Schneeflecken, die dort Schutz vor den stechenden Insekten suchen. In den weiter nördlich gelegenen, flachen Tundragebieten verlieren sie in der Woche zwei Liter Blut an ihre Quälgeister.
Als wir über den Schotterhang steigen, erscheint am Grat ein Bergkaribu. Ich lasse mich hinfallen und nestele meine Kamera aus dem Tagesrucksack. Der junge Hirsch verhofft und kommt dann neugierig im Troll seitlich an uns vorbeigezogen, wobei ich einige Fotos auf 60 Meter schießen kann.
Nun sind wir fast auf dem Grat und halten uns links von dem Kariburudel überriegelt außer Sicht, um einen kleinen Gipfel zu erklimmen. Von hier aus können wir das dahinterliegende, südliche Tal einsehen. Vier Schafe und Lämmer liegen auf Felskanzeln und schauen in die Weite des Landes, Widder sind leider nirgends zu erblicken. Wir pirschen knapp unter der Bergspitze nach Westen zu einem anderen, nach Norden ausgerichtetem Tal.
Dort sitzen wir wie Adler auf der Zinne und haben einen herrlichen Blick über einen großen Talkessel und den lang, sich schmal hinziehenden Talausgang. Die Seite, auf dessen Grat wir sitzen, fällt steil in bizarren Felsabbrüchen, unterbrochen von kahlen, fast senkrechten Schutthalden ab. Es ist ein lediglich für Bergwild durchsteigbarer Hang. Uns bleibt allerdings ein 800 Meter weiter vorn liegender Sattel zum Abstieg. Dort zieht sich ebenfalls ein ganz steiler Schutthang vom Grat bis zum Talboden, doch steht in ihm ein Karibuwechsel, auf dessen festgetretenen ZickZacktritten man relativ sicher ab und vor allem aufsteigen kann. Ohne diesen Wechsel würde es ein mörderisches, kräftezehrendes Rutschen beim Aufstieg bedeuten. Einen Schritt bergauf und dreiviertel wieder heruntergerutscht…
Der Boden des Tals ist von einer grünen Krautflora bedeckt. Wir sitzen gut und haben weiten Einblick, allerdings wären wir bei einer Jagd auf mißtrauisches Bergwild, wie die asiatischen Bezoar, zu sehr exponiert.
Weit entfernt auf dem Gegenhang äsen fast am Talausgang vier Schafe mit Lämmern. Ihr weißes Vlies fällt sofort ins Auge. Meter für Meter suchen wir die Hänge ab, können aber kein weiteres Stück ausmachen. Am Horizont lösen dunklere Wolken die weißen ab. Das sieht nach Regen aus, gut, daß der leichte Regenanzug im Rucksack ist. Paul meinte beim Aufstieg im warmen Sonnenschein, es wäre eigentlich unnötig, Regenzeug mitzuschleppen. Das ist im Berg eine kurzsichtige Einstellung, die er in Kürze bereuen wird.
Weit können wir in die kahle, steile, wunderschöne Bergwelt der MacKenzie Berge schauen, wir sind auf rund 2.000 Meter Höhe in der südlichen Kette des Nahanni Gebirges. In der Ferne zieht der “Broken Skull” Fluß und dahinter türmen sich rote Fels und Schuttberge hoch auf, auf einem Grat kann ich sogar auf diese Entfernung von geschätzt zehn Kilometern vier der weißen Schafe ausmachen. Pauls Spektiv verrät dann, daß es nur Schafe sind. Überall sieht man ideales Schafbiotop “sheep country”, allerdings ist die Wilddichte gering.
Nachdem wir bis drei Uhr gewartet und jeden Meter einsehbaren Bodens des Kessels abgesucht haben, pirschen wir kurz unter dem Gipfel unseres Aussichtsberges zurück zu dem vorher abgeglasten, südwestlichen Tal.
Die Karibu scheinen sich so hoch oben wohl zu fühlen und äsen langsam bergab. Die bei unserem ersten Blick über den Grat ausgemachten Schafe sind nun um 17 Uhr rege und steigen zum Äsen ab. Wir beobachten sie, bis die rund drei Kilometer entfernten Tiere talabwärts durch eine Biegung außer Sicht sind. Dann queren wir den äußerst steilen, in einem Winkel von mehr als 60 Grad abfallenden Schotterhang auf einem Wildwechsel. Unterwegs wechselt uns ein Karibu auf 80 Meter an und verschwindet in wilder Flucht, als es uns in Anblick bekommt. Nach 150 Metern steht es aber wieder unschlüssig herum und weiß sich offensichtlich keinen rechten Reim, auf uns komische Wesen zu machen. Hier oben scheinen lange keine Menschen gewesen zu sein.
Unser halsbrecherischer Weg entlang des steilen Schotterhanges wird immer schwieriger. Paul verschleißt seine Knie sehr stark, er muß dauern balancieren, der schwere Rucksack ist dabei auch nicht behilflich, sondern erschwert es. Bei mir ist es viel einfacher, ich habe meinen langen, dicken Haselnußstecken, den ich seitlich fast waagerecht in den Berghang stoße. So lehne ich mit dem größeren Teil meines Gewichtes wie auf einem Geländer darauf, habe keine Balance mit den Knien zu halten und laufe ganz bequem ohne große Anstrengung. Paul beginnt langsam zu begreifen, daß der lange Bergstock, den alle spöttisch belächelten, doch sehr sinnvoll ist.
Nach einem Kilometer haben wir den gut 600 Meter hohen Hang hinter uns und sind in der Mitte des Tals angelangt. Das Queren hat uns den Wiederaufstieg erspart, doch den Rest des Tals müssen wir erneut steigen, bis wir auf der nächsten Höhe sind. Vor uns flüchten drei Ptarmigan als Infanteristen.
Als wir auf dem nächsten Hang sind, können wir gut gedeckt den ganzen Halbkreis an Felsabbrüchen einsehen, die den großen Talkessel umgeben. Leider fällt uns nirgendwo das charakteristische Weiß der Schneeschafe auf. Wir pirschen auf dem sich in der Mitte des Kessels erhebenden Tafelberg rundum, bekommen aber wieder nur die vier Schafe in Anblick.
Ein aufziehender Regenschauer läuft ohne Schaden an dem Regenzeug ab, das ich schnell überstreife. Also habe ich die Sachen nicht sinnlos im Rucksack auf die Berge getragen.
Schließlich steigen wir tief ins Tal ab, durchqueren die dort üppig wuchernde Krautflora und klettern halbschräg den steilen Gegenhang im losen Geröll hinauf. Wieder kommt uns ein alter Karibuwechsel zugute, der einigermaßen festen Tritt gewährt. Unser Herweg wäre zu anstrengend für den Rückweg, außerdem wollen wir tiefer um den südlichen Ausläufer des Berges herumpirschen, um dort nach Wild zu schauen.
Der nach Süden liegende Hang weist eine dicke Matte von Gräsern und Kräutern auf, auch einige rudimentäre Büsche kümmern auf dem Boden. Ich hatte Paul schon nach Murmeltieren gefragt, er meinte, es könne welche geben, er habe aber noch keine gesehen. Ich mache dann eines auf 200 Meter aus. Aber als der überriegelt stehende Paul auf mein Zeichen zu mir kommt, ist es weg und Paul schaut sehr skeptisch drein. Er meint, hier oben könne es auch Präriehunde geben.
Aber doch nicht auf 2.000 Meter Höhe im Berg. Der Gute ist 26 Jahre alt, hat einen Collegeabschluß in Waldbau und führt zum ersten Mal. Also kläre ich ihn über die Besonderheiten der Murmeltiere auf und zeige ihm Baue sowie die charakteristische bohnenförmige, an beiden Seiten ausgezogene Losung. Prompt pfeift uns am nächsten Hang auch ein Murmel an.
Wir müssen tüchtig klettern, um an diesem Schotterhang mit eingestreuten Felspartien die Höhe zu halten. Immer wieder eröffnen sich neue Kare, die Spannung, Wild zu finden, hält an. Mittlerweile ist es 20 Uhr geworden, aber die Sonne steht immer noch hoch am Himmel. Paul versichert mir, daß wir selbst mitten in der Nacht gutes Büchsenlicht hätten, es würde nie richtig dunkel.
Nachdem wir fast um den Berg herum gepirscht sind, können wir die Höhe nicht mehr halten, vor uns liegt eine steile Felsenschlucht, deren Durchsteigen zuviel Anstrengung bedeuten würde. Schafe haben wir leider immer noch nicht in Anblick bekommen, es standen auch wenig Fährten im Berg. Als wir nur noch wenige hundert Meter vom Boden des sich canyonartig verengenden Tals sind, mache ich auf 15 Meter ein Murmeltier aus. Seine Aufmerksamkeit ist dermaßen auf den Talboden konzentriert, daß es mich nicht bemerkt. Vielleicht wirkt sich auch das braune Miragetarn-Muster der Fleece Jacke und Hose aus. Ich suche die Ursache seiner Aufmerksamkeit, vielleicht ist ja ein Wolf im Anmarsch, die Lizenz dafür habe ich gelöst. Sie kostet stolze 53 Dollar, obwohl die Chance ganz gering ist.
Doch der Murmel sichert zu dem dunkelbraunen Rücken eines guten BergkaribuHirsches hinunter, der am Boden der nur 20 Meter breiten Schlucht äst. Der braune Rücken erregt wahrscheinlich den Verdacht des Murmels.
Ich klettere hinab, lege meine Sachen ab und pirsche mich mit dem Fotoapparat an. Als ich Einblick in die schmale Stelle habe, ist sie leer. Ob der Hirsch etwas vernommen hat oder Fallwind bekam ? Der Wind kann im Berg üble Streiche spielen. Er steht zwar stetig nach oben, kann aber leicht durch die wirbelbildende Thermik zweier naher Hänge einen Kreis nach außen vollziehen und weiter unten wieder an den Hang kommen. Das Geräusch der klappernden Schotterplatten dürfte der Hirsch durch das Brausen des tosenden Baches nicht vernommen haben. Vorsichtig klettere ich die verbleibenden dreißig Meter hangabwärts.
Da, der Hirsch äst hinter einem Felsen verdeckt. Leider stand er mit dem Haupt zu mir und flüchtet. Der Hirsch verhofft nach 150 Metern und äugt zurück. Offensichtlich weiß er nicht genau, was für ein Wesen ihn störte. Ich bücke mich schnell zum Hang und mime mit lang ausgestreckten Armen auf dem Boden, ein Gras ausrupfendes Tier, indem ich den Kopf auf und nieder bewege. Prompt kommt der Hirsch im Stechschritt bis auf vierzig Meter heran und versucht mit Hin und Herdrehen des Hauptes einen besseren Eindruck von diesem komischen Wesen zu bekommen. Auch Scheinäsen gehört zu seinem Repertoire an Ausdrucksweisen. Ich schieße schnell einige Fotos von dem guten Hirsch. Er ist noch im Bast, hat aber hoch und gut vereckt auf, allerdings fehlen die Schaufeln. Es ist sicher kein schlechter, aber auch kein kapitaler Bergkaribu. Nach zehn Minuten Herumspielen wird es dem Hirsch zu dumm, er trottet davon.
Langsam steigen wir die Schlucht einen Kilometer bergauf, bis wir zu einem querliegenden Berg kommen. Das ist die Höhe, auf der wir am Mittag entlangliefen und das Rudel weiblicher Karibu vor uns hatten. An den steilabfallenden Hängen liegen überall Felsabbrüche eingestreut, Schafe sind aber nirgends auszumachen.
Wir halten uns in einem Sattel nach rechts und folgen einem tief ausgetretenen Karibuwechsel in Richtung Camp. Nach dem Sattel stoßen wir auf den zu unserem Lager führenden Bach und sind um 22 Uhr am Zelt.
Die Sonne ist hinter dem Berg verschwunden, muß aber noch flach stehen, ihre Strahlen färben weiterhin die umliegenden Bergspitzen. Erst um 23 Uhr wird es dunkler, man hat aber noch bestes Büchsenlicht.
Paul setzt den MSR-Benzinkocher in Gang und bereitet ein Süppchen, das ich mit hineingeschnippeltem Schwarzwälder Schinken veredle. Der nächste Gang besteht aus einem schaurig nüchternem Kartoffelpüree mit gefriergetrocknetem Boeuf Stroganoff. Dann futtern wir Crackers mit Erdnußbutter und Himbeermarmelade, sowie Trockenobst. Die Küche ist nicht berühmt; eben nordamerikanischer Standard.
Sonntag, 25. Juli:
Zum Frühstück gibt es in bester englischer Tradition Porridge, ein völlig geschmackloser Haferschleim. Damit er wenigstens runtergeht, wird brauner Zucker darübergeschüttet. Schaurig, aber gesund und nahrhaft, also würge ich tapfer meine Portion herunter.
Nach diesem aufmunterndem Frühstück brechen wir wieder auf der gleichen Route wie gestern auf und erklimmen den westlich liegenden Höhenzug. Von dessen Kamm machen wir erneut den auf einer anderen Felskanzel dösenden jungen Widder aus. Sorgfältig suchen wir den ganzen Gegenhang ab, können aber kein weiteres Schneeschaf ausmachen. Dann pirschen wir den Kamm nach Norden. Die gleichen Karibus liegen wieder auf den Schneeflecken. Sie machen einen jämmerlichen Eindruck, in Fetzen hängt das ausgehende Haar herunter. Diese Berge bieten ideale Wintereinstände, überall leuchten die weißen Polster der Flechte Cladonia setraria nivalis, die als zuckerreiche Winteräsung nötig ist. Abwurfstangen um uns bezeugen die Richtigkeit meiner Vermutung.
Wir umgehen sie und erreichen den Kamm, von dem aus wir den gestern durchpirschten Talkessel einsehen können. Wieder sind lediglich die vier Schafe auf ihrem Stammplatz im Fels auszumachen. Aus guter Deckung mustern wir eine Stunde alles immer wieder durch, dann queren wir die relativ flache Hochfläche nach Westen und erreichen unseren Ausguck in den westlichen Talkessel.
Der Wind türmt immer dunklere Wolken auf, im weiten Tal ziehen Regenfronten durch. Wir beschließen, einige Zeit hier zu bleiben, und erst gegen Spätnachmittag in den Talkessel einzusteigen.
Hier sollte vor einer Wochevom Flugzeug aus ein guter Widder gesehen worden sein.
Wieder und wieder suchen wir die Hänge ab. Die vier schon gestern erblickten Schafe liegen diesmal weit höher talaufwärts, ebenso ein weiteres einzelnes Schaf ganz in der höchsten Stelle des Talkessels in einer für uns fast unbezwingbaren Felsbastion.
Gegen 15 Uhr mache ich mitten in der Talsohle ein einzelnes Schaf auf zwei Kilometer Entfernung aus. Es war vorher nicht sichtbar und muß dort in einer Höhle der ausgewaschenen Böschung gelegen haben. Das Spektiv enthüllt einen alten Widder mit einer vollen Drehung der Schnecken. Der gleichmäßige Schwung der Schnecken macht mich begierig.
Vorerst können wir nichts anderes tun als abzuwarten, den mit rundum völlig freier Sicht äsenden Alten können wir nicht ungesehen angehen.
Pauls Spektiv enthüllt das Alter des Widders, ich kann im Gegenlicht sechs Ringe zählen, also ist er mindestens neun Jahre alt. Wir warten ungeduldig, daß der Widder aus seiner sicheren Position zieht, doch bettet er sich nieder.
Mittlerweile hat der Regen uns erreicht und peitscht uns unbarmherzig um die Ohren. Dank des Regenzeugs kann er uns nichts anhaben, allerdings hat es sich empfindlich abgekühlt, die Hände frieren blau. Doch den Widder wollen wir nicht aus den Augen verlieren, wir harren standhaft weiter aus.
Nach Stunden wird der Widder hoch, zieht in unsere Richtung und klettert die Felsen an dem einzigen Paß aufwärts. Nach den ersten dreihundert Metern sucht er Schutz vor dem peitschenden Regen unter einem großen Felsblock, erscheint aber einige Mal wieder an dessen Rand. Anscheinend hat er ein anderes Ziel im Sinn und wird von dem Regen abgehalten.
Der arme Paul friert nach zwei Stunden unaufhörlichen Regens und kalten Windes wie ein Schneider in seiner dünnen Hose. Er will zum Camp zurück und trockene, warme Sachen und Essen holen. Ich möchte gern am Paß warten, ich fühle, daß der Widder dort wechseln will. Paul behält die Felsen, unter denen der Widder liegt, im Auge, während ich auf dem Grat vorpirsche.
Da dort aber kaum Einblick in die zum Widder abfallenden Felsen möglich ist, pirsche ich die letzten vierhundert Meter bis zum Paß nicht vor und kehre wieder zurück. Der arme, blaugefrorene Paul zittert schon und macht sich eilends auf den Weg. In dem eisigen Regen in den Sturmböen auf dem Grat zu sitzen und dauernd die Stelle in den Felsen im Auge zu behalten, wo der Widder verschwand, ist nicht gerade behaglich. Meine Finger sterben ab, ich habe die Handschuhe im Camp gelassen, außerdem sind es nur Baumwollhandschuhe. Die wasserdichten GoreTex Handschuhe ließ ich zuhause, da ich im Juli mehr auf sommerliche Temperaturen eingerichtet war. Aber bei Reisen ins nördliche Kanada muß man immer auf das Schlimmste gefaßt sein.
Letztes Jahr befand ich mich weiter südlich in British Columbia Anfang September täglich im Schneesturm. Abwechselnd wärme ich die Hände in der Achselhöhle auf.
Da, trotz des Regens wird der Widder rege und zieht zwischen den Felsen umher. Es ist inzwischen 21 Uhr geworden, er steigt auf. An einem weißlichen Stein verhofft er und nimmt die weiße Lake auf. Offensichtlich versorgt er sich hier mit Mineralstoffen, vielleicht sogar mit Salz. Aber leider bettet er sich nirgends nieder, sondern wechselt zügig bergauf.
Nun muß ich handeln, um ihn am Paß abzufangen, dort wäre ich in der besten Schußposition. Ich hätte doch meinem Instinkt folgen sollen und bevor Paul wegging, mich bis dorthin vortasten und günstig postieren sollen.
Leider kann ich auf den klappernden Steinplatten nicht so schnell vorpirschen, wie ich möchte. Endlich bin ich über dem Einschnitt des Passes und blicke äußerst vorsichtig immer wieder zwischen Deckung gebenden Felsen nach unten. Der Widder muß ganz nah sein. Doch so sehr ich mich abmühe, kein weißes Haar ist zu erblicken. Entweder ist er schon durchgewechselt, oder er liegt in einer geschützten Felsspalte.
Ich pirsche zu einer Kanzel vor und suche vergeblich die diesseitige Felslandschaft ab. Dann mustere ich den sanft gewellten, üppig mit Gras und Kräutern bewachsenen Gegenhang. Da, ein weißer Widder zieht äsend links auf halber Höhe. Ob das der junge Widder mit der halben Drehung oder der alte ist ?
Das Spektiv steht am Ausguck auf dem Grat. Paul erscheint dort am Horizont, ich ziehe mich zu ihm zurück, vom Paß kann ich nichts mehr ausrichten. Der Regen hat etwas nachgelassen, ich kann meine Regenjacke öffnen und die Kondensfeuchtigkeit an den äußeren Fleecefasern ablüften lassen. Drunter bin ich schön warm und trocken.
Als ich bei Paul ankomme und ihm den Widder zeigen will, steht er viel tiefer und mehr zu uns hin. Ist das der Alte, der vorhin überriegelt war und nun zur Äsung auf den Hang zog ? Das Spektiv zeigt die volle Drehung, also ist es der gesuchte Widder. Mittlerweile haben wir 22.30 Uhr, das Licht wird durch die Regenwolken schwächer als gestern.
Der Widder zieht nun zügig von uns weg. Wir riskieren es, ihn auf dem unübersichtlichem Hang anzugehen und umgehen ihn im Geschwindschritt hinter dem Bergrücken. Paul geht für meinen Geschmack zu weit nach unten, er will dem Widder entgegenpirschen. Wir ziehen die rauschenden Regensachen aus und pirschen ganz vorsichtig am Hang wieder talaufwärts. Die Chance ist nicht hoch, durch die Wölbung des Hanges kann man meist nur 50, selten 100 bis gelegentlich 150 Meter einsehen. Falls man schießen will, muß man es im Stehen versuchen. Gut, daß ich wenigstens den Bergstock zum eventuellen Anstreichen habe.
Da, schräg unterhalb leuchtet auf 80 Meter das Haupt eines gebetteten Widders zwischen den aufragenden Steinen, ich winke Paul schnell down. Das ist die ungünstigste Konstellation, er äugt natürlich zu uns.
So kann ich nicht ansprechen, geschweige denn zu Schuß kommen. Ich bedeute Paul hier zu bleiben, damit die Aufmerksamkeit des Widders auf diesen Punkt gerichtet bleibt, während ich ihn von oben umschlage und hoffentlich besseren Einblick erhalte.
Gesagt, getan, nach 200 Metern bin ich in einer besseren Position und kann ansprechen, es ist der junge Widder. Nicht auszudenken, wenn ich den nun schußhitzig gestreckt hätte….
Ohnehin ist unsere Pirsch lediglich durch die Dämmerung möglich. In dem diffusen Licht verschwindet mein Tarnanzug mit dem dunklen Grund, während die Schneeschafe leuchtend weiße Flecken sind.
Gespannt bis aufs Äußerste nach dieser erregenden Begegnung pirschen wir langsam weiter. Der alte Widder kann nicht mehr weit sein. Um ja kein verräterisches Geräusch zu machen, setze ich langsam Fuß vor Fuß und gehe ganz vorsichtig auf einem Wechsel, Paul 20 Meter höher etwas hinter mir. Plötzlich habe ich 30 Grad bergauf halblinks wieder einen Widder vor mir. Langsam sinke ich zusammen, bis ich auf dem Boden sitze. Meine braune Miragetarn-Kleidung zahlt sich aus. In der Dämmerung, die gerade noch Büchsenlicht gewährt, hat der Widder keinen Verdacht geschöpft, steht aber aufmerksam heräugend, spitz zu mir. Paul hat ihn nicht gesehen, ich winke ihn wieder down, er folgt auch gleich.
Langsam hebe ich das Glas. Ja, das ist der Richtige, links und rechts ragen die Spitzen der Schnecken in der Höhe der Hornbasis nach außen.
Meine kurze, führige, vor der Brust getragene Crapahute gleitet fast von selbst in Anschlag und ist sofort schußbereit. Da verraten mich keine Verrenkungen beim Abnehmen der Waffe von der Schulter, man ist im Berg immer im Gleichgewicht und die Schulter schmerzt nicht bei langen Pirschen.
Der Schuß ist nicht leicht, ich habe nur den oberen Teil des Stichs frei, bei dem Licht ein kleines Ziel auf 120 Meter. Allerdings wäre ich am Tage niemals auf diese Entfernung herangekommen.
Der Bergstock ist zwischen meinen Knien eingekeilt, dort kann ich den linken Oberarm fast waagerecht fest abstützen, der rechte Ellbogen liegt vor dem rechten Knie. Zusätzlich gewährt das Daumenloch im Schaft festen Griff. Das Fadenkreuz steht ohne Zittern auf dem Stich, mit dem Stecher kann ich fliegen lassen, ohne zu verreißen. Laut bricht der Schuß der .375 Holland & Holland Magnum, ein dumpfer, satter Kugelschlag verrät das gute Abkommen. Die schwere 300 grain Power Point Kugel reißt den Widder von den Läufen.
Schnell rennen wir zum Anschuß, der Widder ist aber schon im Feuer verendet. Bei einem Treffer in diesem Kaliber geht das Wild nicht weit. Selbstverständlich ist diese “dicke Pille” nicht nötig, aber ich will die Waffe in den USA mit Teflon rostfrei und reflexfrei matt beschichten, sowie eine bewährte, schalldämpfende Mündungsbremse anbringen lassen. Da wäre es dumm gewesen, zwei Waffen mitzunehmen. Und die führige, ideale Bergjagdwaffe Crapahute wiegt im Kaliber .375 H&H mit dem drei bis neunfach variablen Leupold compact Zielfernrohr nur vier Kilogramm. Dazu habe ich dreizehn Zentimeter Hochschuß auf 100 Meter einschießen lassen, was selbst bei dieser schweren 300 grain Kugel Fleckschuß auf 270 Meter bedeutet.
Dies war mein allererster Schuß mit der nagelneuen, dritten Crapahute, die mir in Afrika hoffentlich noch viel Freude bereiten wird.
Begeistert befühle ich meinen alten Widder. Zehn Jahre hat er erreicht, viel älter werden sie nicht, im Unterkiefer wackeln schon zwei der tief abgekauten Backenzähne. Dieser Winter wäre vermutlich sein letzter gewesen. Das kurze, schneeweiße Haar bietet einen reizvollen Kontrast zu den hellbraunen Schnecken, es ist ein sehr attraktives Wild. So hatte ich mir die Jagd auf das Schneeschaf mit einer spannenden Pirsch in einer phantastischen, unberührten Bergwelt erträumt. Wahrscheinlich war ich der erste Mensch gewesen, den der Widder zu Auge bekam.
Schade, daß er nicht schneeweiß im Haar ist. Paul schaut auch mitleidig auf die Trophäe und meint, es wäre ein alter Zwerg. Dann wird mir klar, daß ich ein sehr gesuchtes Wild erbeutet habe, ein Stone Schaf.
Der Widder kostet noch einmal 214 Dollar Exportgebühr. Das ist sehr fair, wenn man den Löwenanteil nach dem Erlegen bezahlt. In British Columbia muß man vorher die Scheine auf den Tisch legen, was mich letztes Jahr viel Geld bei der Schneeziegenjagd in British Columbia kostete, als ich weder Schwarzbär noch Elch bekam.
Die Uhr zeigt dreißig Minuten bis Mitternacht, wir sind so weit nördlich, daß es praktisch die ganze, kurze Nacht nicht richtig dunkel wird.
Doch fordert der lange Tag seinen Tribut, wir sind todmüde, lösen schnell die Decke des Vorderschlages, das “Cape”, aus, verblenden lediglich das Wildbret und klettern zum nicht allzuweit entfernten Zelt hinab. Nach einem schnellen Imbiß kriechen wir um halbzwei ins Zelt. Auf meinem leichten Liegebett liege ich wunderbar bequem und kuschele mich voll angezogen in meinen leichten Schlafsack.
Selbst als in der folgenden Nacht das Thermometer tief unter Null absackt, morgens das Wasser im Kochtopf gefroren ist und ein Eispanzer auf dem Zelt liegt, ist es gerade noch warm genug
Montag, 26. Juli:_
Wir schlafen wie die Murmeltiere. Da ich beim kleinsten Lichtstrahl unweigerlich aufwache, habe ich mir eine Binde aus einem Halstuch um die Augen gelegt und schlummere selig bis neun Uhr.
Das Frühstück wird reichhaltig, wir haben jetzt Zeit. Dann brechen wir bei schönstem Wetter bei strahlend blauem Himmel auf und klettern wieder den Berg hinauf. Auf halber Höhe fällt mir ein, daß ich meine Fleece Jacke vergaß, ich muß als kleines Extratraining wieder runter und sie aus dem Zelt holen.
Als wir oben auf unserem Ausguck angelangt sind, brummt der Pilot heran und funkt Paul an, der ein kleines Walkie Talkie hat. Er freut sich, daß ich Waidmannsheil hatte und meint, er würde uns eventuell heute abend spät holen, wir sollten unser Gepäck hochbringen und notfalls beim Landestreifen zelten.
Wir steigen durch den Paß in den Talkessel. Ich rutsche in Schußfahrt mit meinem Bergstock als drittem Bein durch das lockere Gestein der steilen Geröllhalde bergab, Paul steigt langsam hinterher. Unten durchqueren wir das Tal und steigen dann auf einen in der Mitte des großen Kessels liegenden Tafelberg. Von dort können wir alles bequem abglasen. Hoch oben im Kessel liegen die Schafe von gestern auf Felskanzeln, und am linken Ende des Kessels äsen drei Karibu, zwei andere kommen dort über einen Paß gezogen, weiteres Wild ist nicht in Anblick. Wir glasen alles ab und klettern dann wieder ins Tal und langsam den gegenüberliegenden Hang hinauf. Dieser Bergrücken ist höher, als der von dem wir in das Tal einstiegen, wir schwitzen kräftig. Schließlich sind wir oben angelangt und suchen die sich unserem Einblick öffnenden Wände ab.
Dieses Tal ist klein und besteht fast nur aus Schotter, trotzdem äsen drei Karibu darin. Gegenüber türmt sich eine gewaltige Felswand auf, eher ein Einstand für Wildziegen als für Schafe. Wenn darin ein Widder anzugehen wäre, würde es gefährlich.
Wir pirschen auf dem Kamm talauswärts, bis wir gute Einsicht in die Hänge auf beiden Seiten haben. Jeder beobachtet ein Tal, aber außer einem jungen Widder zeigt sich nichts. Da habe ich gestern echtes Waidmannsheil gehabt, den Alten zu finden.
Nach längerem Steigen sind wir an dem gestreckten Widder und bergen das restliche Wildbret des Widders und kehren zum Zelt zurück.
Es ist noch warm, ich gehe zum Bach, entblättere mich und wasche den Schweiß und Dreck der letzten Tage ab. Das Schmelzwasser ist eiskalt, aber herrlich erfrischend. Man fühlt sich wunderbar sauber.
Paul hat inzwischen kopfschüttelnd über mein Wagnis Kakao und ein gefriergetrocknetes Schnellgericht gekocht, wir genießen unser Essen. Ich halte noch ein Schläfchen im Zelt, während er die erste Ladung von unserer Ausrüstung, Wildbret und Trophäen zum Landeplatz bringt. Nach anderthalb Stunden wache ich erholt auf, als er schnell alle draußen herumliegende Ausrüstung ins Zelt stopft, während ein strammer Regenschauer aufs Dach prasselt.
So ist das in den MacKenzie Bergen. Eben schien noch eine warme Sonne vom stahlblauen Himmel, nun peitschen Regenböen ums Zelt.
Glücklicherweise hört es nach 30 Minuten wieder auf, wir können zusammenpacken und den Berg hinaufstapfen.
Wir sind bald an der Landepiste, türmen unser Gepäck in sicherem Abstand auf, setzen uns hin und quasseln. Die Zeit verfliegt, bis die kleine Maschine wieder einschwebt und uns nacheinander zum Basislager bringt. Ein wunderschöner Ausflug ging erfolgreich zu Ende, der Traum vom alten, nicht ganz schneeweißen Widder ist wahr geworden.
Das sind Erinnerungen, die lange in allen Details im Gedächtnis haften.
Beim Rückflug kommt in Vancouver noch einmal Freude auf. Ich hatte etwas Bedenken wegen meines Übergepäcks gehabt, doch die Lufthansa Stewardess lächelt besonders nett, als ich mein Ticket hinlege und sie den Computer checkt.
Alles Übergepäck wird kostenfrei befördert und dazu spendiert sie mir noch einen Platz in der komfortablen Business Klasse. Auf meine verwunderte Frage, warum sie so großzügig sei, lacht sie und meint, das wäre ein kleiner Dank von Lufthansa für meine Erste Hilfe Leistung bei einem erkrankten Passagier während des Herfluges.